Madeira 1. - blumige Insel im Atlantik - viel Regen und ein Silvesterfeuerwerk

Es ist ein Tag vor Silvester und endlich haben wir es geschafft. Wir hatten es schon mehrmals geplant, aber immer ist etwas dazwischen gekommen. Nun aber sitzen wir gemeinsam mit Freunden im Flieger von Hamburg nach Funchal. Eine Woche, um die Insel zu erkunden und außerdem am Silvesterfeuerwerk teilzunehmen, das - so haben wir gehört - außergewöhnlich großartig sein soll.
Das Flugzeug ist voller "Best Ager", irgendwo zwischen Mitte Fünfzig bis Ende Sechzig. Wir liegen voll im Trend, wobei wir noch das untere Segment bedienen. Der Flieger ist nicht ausgebucht, es sind noch Plätze frei, die vorherrschende Haarfarbe ist grau, in Schattierungen von silbermetallic bis anthrazit. Gelegentlich unterbricht ein augenscheinlich gefärbter Blond- oder Rotton das Einerlei.
Kinder an Bord? Fehlanzeige! Ob das wirklich für uns das richtige Ziel ist?
Die Stewardessen sind weniger als halb so alt wie die meisten der Passagiere, freundlich und kompetent servieren sie nicht nur Kaffee und Getränke, sondern auch ein warmes Gericht, das sowohl als Frühstücksvariante, als auch als vorgezogene Mittagsmahlzeit durchgehen könnte. Wir haben das erste Mal seit langer Zeit wieder pauschal gebucht und fliegen mit Germania, wobei wir im Nachhinein froh sind, dass wir von den finanziellen Schwierigkeiten dieser Airline noch nicht betroffen waren. Sitzabstände und Qualität der Sitze sind genauso, wie man sich das bei einem Touristenbomber vorstellt - grottig! Doch der Kapitän brilliert informationsfreudig mit trockenem Humor im Hamburger Slang und wir fühlen uns gut umsorgt, was will man mehr?
Über den Wolken begleitet uns die Sonne und über dem Atlantik verschwinden dann auch schließlich die Wolken, hurra! Madeira begrüßt uns sozusagen mit der Ponta de São Lourenço, die umschmeichelt von weißen Wattewölkchen grün im tiefblauen Meer liegt.
Unser Hamburger Kapitän absolviert die Landung auf dem Flughafen Madeira Christiano Ronaldo - ja, von hier kommt der Fußballstar, wie wir während unseres Aufenthaltes noch öfter feststellen werden - also, der Kapitän absolviert die Landung mit Bravour. Der Airport liegt nämlich direkt an der Steilküste und hat eine - sagen wir mal - extravagante Landebahn, die ähnlich einer Brücke auf großen Betonpfeilern quasi ins Meer gebaut wurde. Unter dieser Brücke befindet sich während unseres Aufenthaltes übrigens ein Jahrmarkt. Für die Landung auf der Blumeninsel benötigen Piloten eine Zusatzausbildung, sie ist eine der schwierigsten auf der ganzen Welt. Kurz vor der Landung ist eine scharfe Kurve zu fliegen und böse Winde zwingen den einen oder anderen Piloten dann durchaus wieder durchzustarten. Wer sich das gerne mal ansehen möchte, auf Youtube gibt es reichlich Videos zu diesem Thema.
Wir aber kommen heil runter und genießen erstmal den warmen Sonnenschein auf unserer Haut. Herrlich! Gepäck abholen, Mietwagen in Empfang nehmen klappt wie am Schnürchen, eine kurze Fahrt später können wir in unserem Hotel einchecken. Das ist das Orca Praia, das in einen Steilhang direkt am Atlantik gebaut ist, auf den man von dem Balkon eines jeden Zimmers auch gucken kann. Ruhig am Ende der Hotelmeile von Funchal gelegen, ist es eigentlich dichter am Fischerort Câmara de Lobos und verspricht einen angenehmen Aufenthalt ohne allzuviel Trubel.
Zeit erstmal anzukommen. Einen Wein am Strand, einen kleinen Snack und die Sonne genießen. 20° haben wir heute, nach dem Hamburger Schmuddelwetter der letzten Wochen wirklich sehr angenehm zu ertragen.
Für alle, die es nicht wissen, Madeira ist eine portugiesische Insel und liegt westlich der marokkanischen Küste im Atlantik, etwa auf der Höhe von Casablanca. Die Küste Madeiras fällt steil ins Meer ab, es gibt nur wenige Sandstrände, dafür aber hohe Gipfel im Inselinneren. Im Norden der Insel soll es häufiger regnen, da bleiben die Wolken einfach hängen, der Süden ist subtropisch warm, die Durchschnittstemperatur bewegt sich je nach Jahreszeit irgendwo zwischen 17° und 26°. Klingt perfekt! Wir sind schon ganz gespannt.
Am späten Nachmittag machen wir einen Spaziergang an der Küste entlang nach Câmara de Lobos. Das ist ein Fischerort, in dem schon der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill, mit dicker Zigarre im Mund, seinem Hobby - der Malerei - nachgegangen sein soll. Natürlich gibt es auch ein Restaurant oder Hotel mit seinem Namen in diesem Ort. Vielleicht der Platz, an dem er gesessen und gemalt hat? Das ganze Teil hat aber geschlossen, als wir unterhalb entlang spazieren.

Tatsächlich liegen auch noch einige bunte Holzboote im Schein der untergehenden Sonne auf dem kleinen Strand, einige davon sehen durchaus noch seetauglich aus. Wir schlendern ein wenig durch den Ort, stellen fest, dass die Weihnachtsbeleuchtung hier noch allgegenwärtig ist und lassen uns schließlich auf einer Dachterrasse nieder, um etwas zu essen. Es ist inzwischen dunkel geworden und frischer, wir sind froh über unsere mitgebrachten Jacken.
Geranienumrahmt genießen wir unsere Fleisch- oder Fischspieße auf Olivenholz, den leckeren Wein dazu und die Aussicht auf die Bucht. Was kann es uns gut gehen...
Der Rückweg an der Küste gestaltet sich ziemlich dunkel, die Straßenlampen, die hier in regelmäßigen Abständen stehen, funktionieren allesamt nicht. Gut, dass wir vorsorglich Taschenlampen mitgenommen haben. So kommen wir doch sicher und ohne gebrochene Knochen wieder im Hotel an.
Der Silvestermorgen begrüßt uns mit einer spektakulären Wolkenformation, die großartig aussieht, aber nichts Gutes verspricht. Ob das wohl trocken bleibt?
Nach dem Frühstück beginnt es zu regnen und wie um zu beweisen, dass das Wetter auf Madeira durchaus auch beständig sein kann, bleibt es den ganzen Tag dabei.
Wir fahren trotzdem los. Kann ja sein, dass es aufhört und besser wird. So stehen wir im strömenden Regen auf der gläsernen Aussichtsplattform am Cabo Girão, 600 Meter unter uns schickt der Atlantik seine Wellen gegen die Felsen, und wir können es weder genießen, noch haben wir Zeit uns ein wenig zu fürchten, da wir eigentlich damit beschäftigt sind nicht völlig durchweicht zu werden. Wobei wir noch dem Wetter gemäß gekleidet sind, es gibt auch Menschen, die hier in weißen, langen Kleidern oder auch im Anzug unterwegs sind. Hochzeitspaar? Keine Ahnung!
Wir flüchten in das Café, in der Hoffnung, dass sich das Wetter beruhigt, aber das Wetter will heute nicht. Also überlegen wir nach Funchal zu fahren, um dort ein wenig durch die Stadt zu bummeln, dort kann man sich gegebenenfalls ja unterstellen. Gemacht - getan, auf dem Weg dorthin macht der Regen tatsächlich eine Pause, während wir leicht verstört zusehen, wie ein älterer Herr in aller Seelenruhe beim Ausparken seinen Mercedes in die Seitentür eines geparkten Kleinwagens lenkt, um sich dann - scheinbar ohne schlechtes Gewissen - vom Acker zu machen. Leute gibts...
Wir finden einen Parkplatz in einem Einkaufszentrum und kaum treten wir vor die Tür desselben, fängt es wieder an zu regnen.
Der Spaziergang die Promenade am Atlantik entlang, mit Blick auf die diversen Kreuzfahrtschiffe, die hier im Laufe des Tages wegen des Silvesterfeuerwerks eingelaufen sind, enthüllt uns, dass dort eine große Silvesterfeiersause geplant ist. Die jetzt irgendwie ins Wasser zu fallen scheint. Nur wenige Menschen sind unterwegs und die Kastanien - und Getränkeverkäufer verstecken sich unter irgendwelchen Planen.
Unsere Idee, der sehenswerten Markthalle in Funchal einen Besuch abzustatten, scheitert an deren Öffnungszeit, die Silvester - genauso wie bei uns Zuhause - natürlich eine andere ist. Was tun? Ab in eine Seitengasse, ein Restaurant suchen, um eine Kleinigkeit zu essen und auf besseres Wetter zu warten. Wir sitzen draußen, natürlich unter einer Markise, denn kalt ist es trotz des Regens tatsächlich nicht. Und obwohl wir uns reichlich Zeit lassen, das gute Essen auch noch mit einem guten Wein hinunterspülen, die durch die verregnete Gasse laufenden Passanten beobachten und ein wenig mit der Kellnerin plauschen, hört es einfach nicht auf zu regnen.
Also fahren wir zurück zum Hotel. Inzwischen ist auch schon später Nachmittag, Zeit sich auf das Silvesterdinner im Hotel vorzubereiten. Von dem wir übrigens nichts wussten und das tatsächlich auch nichts extra kostet. Ach, und kaum sind wir am Einkaufszentrum mit Parkhaus angekommen, hört es auf zu regnen. Frechheit!
Das Silvesterdinner ist ausgesprochen lecker und zieht sich über Stunden dahin. Mehrer Gänge, diverse wirklich köstliche Leckereien und sogar ein Chor mit musikalischen Einlagen begleitet uns durch die nächsten Stunden. Der Speisesaal ist festlich dekoriert und heiß, nach und nach entledigten wir uns unserer Kleidungsstücke. Nur um sie kurze Zeit später wieder anzuziehen und gleich noch die Regenjacke darüber, denn wir werden mit Bussen zum Stadion in Funchal gebracht, von dem aus man einen guten Ausblick auf das Silvesterfeuerwerk haben soll. Das ist übrigens einer der Gründe, warum wir hierhin in den Urlaub geflogen sind. Tatsächlich soll das Silvesterfeuerwerk hier einmal einen Guinessweltrekord aufgestellt haben. Allerdings ist das bereits einige Jahre her. Sehenswert muss es aber auf jeden Fall sein, nicht umsonst liegt der Hafen voller Kreuzfahrtschiffe. Unser Platz im Stadion ist überdacht, das ist schon mal super, denn es regnet wieder. Es gibt Sekt und Bier und einen guten Ausblick über die beleuchtete Stadt. Am schönsten soll das Feuerwerk vom Wasser her zu beobachten sein, das war aber in der Kürze der Zeit nicht mehr zu organisieren.
Mitternacht, allgemeines Geproste und schon startet das Spektakel. Verteilt über die ganze Stadt, farblich aufeinander abgestimmt, schon eine Augenweide. Ob unser Standort so optimal ist, kann ich nicht beurteilen, tatsächlich habe ich das Gefühl, dass wir nur einen Ausschnitt des Ganzen sehen und außerdem ein Kran samt Baustelle unsere Sicht behindert. Aber wir werden wenigstens nicht nass. Die Einwohner von Madeira sollen das Silvesterfeuerwerk gerne vom oberhalb von Funchal liegendem Monte bei mitgebrachten Speisen und Getränken genießen, ob sie das heute auch tun? Im strömenden Regen?
Erstaunlich übrigens, dass wir weder vor dem Feuerwerk, noch danach irgendwelche Knallereien wahrgenommen haben, das scheint hier einfach nicht üblich zu sein. Wirklich ungewohnt für uns Hamburger, wo schon Tage vor Silvester und gerne auch noch Tage danach geknallt wird. So gefällt mir das eindeutig besser.
Die Busse bringen uns sicher zurück und wir verzichten auf die Mitternachtssuppe in der Bar und die weitere Feier. Ab ins Bett! Morgen wird das Wetter sicher besser und wir können zu unser ersten Wanderung auf Madeira starten. Dafür ist die Insel schließlich bekannt und wir wollen das Inselinnere und die wunderschöne Landschaft erkunden. Wir freuen uns schon.


(Kostenlose Werbung, da Orts-, Hotel,- und Fuggesellschaftsnennung)








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