3 Generationen auf Rügen

Meine Tochter hat mit mir gemeckert... Dass ich noch nicht über unseren letzten Frauenausflug hier berichtet habe. Und Recht hat sie. Das habe ich tatsächlich noch nicht. Dabei ist das inzwischen bald ein Jahr her. Das geht natürlich gar nicht, deshalb hole ich es hiermit nach.
Versetzt euch also aus diesem verregneten Märzsonntag in den Juni des vergangenen Jahres. Ja, ihr habt es richtig in Erinnerung, heiß war es. Aber das ist ja nicht schlimm. Wir haben zwar ein altes Auto, aber eine Klimaanlage hat das Teil schon. Außerdem haben wir es ja nicht weit. Nach Rügen soll es gehen und das schafft man von Hamburg aus in weniger als drei Stunden.
Denken wir. Während wir sorglos unser Picknick an der Autobahnraststätte zu uns nehmen. Glücklicherweise im Schatten. Aber wir haben unsere Routenberechnung ohne die problematische A 20 gemacht. Die ist zwar für eine Autobahn relativ neu, aber trotzdem schon ziemlich marode. Ein Teil der Straße hat sich in den letzten Jahren in ein sandiges Loch verabschiedet und scheint nicht so richtig reparabel. Am moorigen Untergrund soll es liegen. Was aber nun zu tun sei, ist eher strittig.  Und so wird der Autobahnverkehr geschickt umgeleitet. Mitten durch den kleinen Ort Langsdorf wälzen sich nun also bis zu 100.000 Fahrzeuge. Täglich wohlgemerkt. Die armen Bewohner, denkt man da sofort. Vorher ein Kuhdorf, liegt es inzwischen eigentlich auf der Autobahn. Nur die Fließgeschwindigkeit ist dort deutlich geringer. Das führt zu... - ja, ihr habt es richtig erraten - gigantischen Staus. Und in genau so einem befinden wir uns schließlich. Na toll!
Die Klimaanlage unseres alten Passats tut ihr möglichstes - man hört sie förmlich ächtzen - aber nach einer halben Stunde Fortbewegung im Schneckentempo gibt sie den Geist auf. Verständlicherweise. Wir versuchen also kreativ mit der Sonne und der Hitze umzugehen, benutzen Regenschirme als Sonnenschutz, fächeln uns mit allem was sich dazu eignet Luft zu, während der Schweiß an uns herunterläuft. Tja, irgendwas ist ja immer!
Als wir endlich unsere Ferienwohnung in Sellin erreicht haben, sind wir froh unsere verschwitzten Körper im leichten Seewind abkühlen zu können. Die Ferienwohnung ist toll, trotzdem verlassen wir sie gleich wieder und machen uns auf den Weg Richtung Seebrücke. Allerdings nicht ohne vorher in der mit prachtvollen Villen in Bäderarchitektur gesäumten Wilhelmstraße noch ordentlich was zu essen. Wegen des Wohlbefindens natürlich. So ein gut gefüllter Magen macht schon ein bißchen glücklich...
Vom Steilufer bietet sich ein wirklich schöner Blick auf die Seebrücke, wir steigen hinunter - Oma kann den Fahrstuhl nehmen - spazieren über das Wasser - das leider ordentlich voller Seetang ist - und schießen alberne Fotos. Die Seebrücke in Sellin gibt es schon seit 1906, allerdings mit großen Unterbrechungen. Eisgang sorgte im Winter 1941/42 für große Schäden, nur das Brückenhaus blieb erhalten, 1978 wurde dann alles abgerissen und erst 20 Jahre später wieder aufgebaut. Ist wirklich gut gelungen! Es gibt sogar eine Taucherglocke am Ende der Brücke, die wir aber nicht genutzt haben.
Den Abend verbringen wir auf der Terrasse unserer Ferienwohnung, froh darüber, dass es sich abkühlt und man tatsächlich auch schon ein Jäckchen überziehen mag.
Der nächste Tag gehört dem Baumwipfelpfad auf Rügen. Kennt ihr nicht? Das ist eine wirklich tolle Idee! Auf gleicher Höhe wie die Wipfel des Waldes bekommt man einen ganz anderen Einblick in die Tier- und Pflanzenwelt, von ganz oben einen tollen Ausblick auf Ostsee und Bodden. Erstmal allerdings muss man natürlich hochwandern. Wobei man unterwegs die Möglichkeit hat sich noch über das Hochwandern hinaus sportlich zu betätigen. Oder seine Gehirnwindungen zu trainieren.
Oben angekommen belohnt einen die wunderbare Aussicht, bevor man sich dann wieder auf den Weg nach unten begibt. Das ganze Vergnügen ist mit 11 Euro pro Erwachsenem auch kein Schnäppchen, aber auf jeden Fall sein Geld wert. 
Den Rest des Tages verbringen wir mit Shoppen in Binz - auch hier ist es mit den Schnäppchen eher schwierig - und Baden in Sellin, bevor wir erneut lecker essen und uns zur Ruhe begeben. Man muss auch der Erholung Raum geben in so einem Kurzurlaub.
Für den Sonntag haben wir eine Schiffsfahrt geplant. Los geht es schon morgens von der Seebrücke in Sellin. Wir wollen uns die Kreidefelsen im Norden ansehen, natürlich vom Wasser aus und da nicht alle in unserer familiären Gruppe so richtig gut zu Fuß sind, geht das am besten mit dem Schiff. Die Adler-Schiffe laufen die einzelnen Seebäder an und fahren bis zu den Kreidefelsen, bevor sie sich dann auf den Rückweg machen. Wir haben Glück und ergattern einen der Tische am Oberdeck. In der Hoffnung, dass der Seewind Kühlung bringt.
Was er nicht wirklich tut, aber was soll´s. Die Sonne bratzt ordentlich, vor allen Dingen während in den Seebädern neue Passagiere zusteigen, ein Entrinnen nicht in Sicht. Während der Fahrt breitet der Kapitän über Lautsprecher seine besondere Sicht der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in den östlichen Bundesländern Deutschlands aus, verrührt das Ganze mit geschichtlichen Details und Anekdoten der Gegend, um am Ende den Schluss zu ziehen, Merkel ist an allem Schuld... wobei er das anders ausgedrückt.
Nichtsdestotrotz sind die Kreidefelsen beindruckend, auch wenn die etwas dunstige Sicht wirklich gute Fotos verhindert, und auf der Rückfahrt kommt sogar so etwas wie frischer Wind auf. Hurra! Ein gelungener Ausflug!
Wegen der Hitze beschließen wir auch diesen Nachmittag am Sassnitzer Strand zu verbringen, genau wie gestern. Allerdings ist damit nicht der Strand an der Seebrücke gemeint, dort macht der Seetang das Baden nicht unbedingt zu einer Wohltat, das Wasser riecht auch unangenehm. Wir nutzen stattdessen  den feinsandigen Südstrand, der alles bietet, was wir so brauchen. Toiletten sind vorhanden, Kaffee kann man trinken, Sand und Wasser gibt es natürlich sowieso. Und Möwen. Die einem durchaus dicht auf die Pelle rücken können. Wenn sie sich etwas zu Essen erhoffen.
Ein Gewitter zieht auf, Zeit sich vom Acker zu machen. Nicht dass wir noch nass werden.
Am Abend regnet es sturzbachmäßig und wir müssen uns ein Restaurant suchen, in dem wir drinnen speisen können. Nicht ganz einfach, Sellin scheint ausgebucht. Zum Schluss sitzen wir in einem überteuerten Hotelrestaurant mit gediegenen Kellnern und kommen uns ein wenig fehl am Platze vor. Das Essen schmeckt trotzdem.
Montagmorgen, der Regen hat aufgehört. Heute geht es zurück nach Hamburg. Aber dort müssen wir erst am Abend sein, genug Zeit noch ein wenig Sightseeing zu machen. Wir packen nach dem Frühstück, verstauen unsere Koffer im Auto und machen uns auf den Weg. Erster Stop: das Jagdschlößchen Granitz. Umgeben von Wald thront es auf dem 107 Meter hohen Tempelberg und ist mit dem Auto nicht zu erreichen. Man kann zu Fuß hinwandern. Schwierig mit Oma. Aber Kutschen soll es geben. Und eine Bahn. Die von den Parkplätzen losfahren. Am ersten Parkplatz, den wir anfahren, gibt es keine Möglichkeit, um weiterzukommen. Kutschen fahren schon mal gar nicht, erfahren wir. Am zweiten Parkplatz steht bereits die Bimmelbahn und wir hechten kurz vorm Türenschließen hinein. Auf dem Weg nach oben beschallt uns fröhliche, ganz eigene Bimmelbahnmusik.
Der Spielplatz verführt uns alle dazu noch einnmal Kind zu sein, danach geht es mit einem kurzen Spaziergang hoch zum Schloss. Das ich übrigens uneingeschränkt empfehlen kann. Das Innere des ehemaligen Jagdsitzes der Putbuser Fürstenfamilie beherbergt neben wechselnden Ausstellungen auch viele historische Möbelstücke in seinen Sälen. Wirklich großartig ist die freitragende gußeiserne Wendeltreppe, die mit 154 Stufen auf den extravaganten Mittelturm des Schlößchen führt. Natürlich steigen wir hinauf und genießen die wunderbare Aussicht. Auch mit Wolken schön!
Als letztes Highlight fahren wir schließlich das Haus kopfüber an. Das findet ihr in Putbus und hier steht einfach alles auf dem Kopf. Der besondere Clou dabei: dreht man die Fotos, erweckt das den Eindruck, dass man auf den Möbelstücken turnt. Und mit diesen Fotos möchte ich mich von euch und der Insel Rügen verabschieden. Die ist auf jeden Fall immer eine Reise wert.


(Dieser Bericht enthält kostenlose Werbung, da Ortsnennung etc.)



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