Kuba 2 - Viñales - oder wie bekomme ich einen Mietwagen, alles über Tabak und Abenteuer Cayo Jutias

Heute werden wir Havanna verlassen. Um weiter Richtung Viñales zu fahren. Also wenn alles gut geht. Denn zuvor müssen wir unseren Mietwagen abholen. Und nach allem was ich gehört habe, gestaltet sich das nicht immer so einfach. Doch glücklicherweise sind wir nicht allein. Vanessa wird uns zur Seite stehen, eine junge deutschsprechende Kubanerin. Sie holt uns auch in Havanna Vieja ab, wir verstauen unser Gepäck im Auto ihres Freundes und fahren an diesem ruhigen Sonntagmorgen wieder zurück zum Flughafen. Dort - genauer am Terminal 3 - soll unser Mietwagen für uns bereitstehen. Sagt zumindest unser Voucher. Doch was der Voucher sagt interessiert hier eigentlich niemanden so wirklich. Unser Auto steht wahrscheinlich bald an Terminal 2. Sagt der Señor Autovermieter unverbindlich mit einem Lächeln im Gesicht. Also wieder ab ins Auto, um dorthinzufahren.
An Terminal 2 scheint es gerade etwas umsonst zu geben, so voll ist es. Nachdem Vanessa festgestellt hat, dass wir hier grundsätzlich richtig sind, laden wir unsere Koffer aus... und warten. Der Wagen ist leider noch nicht da. Sagt ein anderer Señor Autovermieter - ebenfalls unverbindlich lächelnd - aber er ist immerhin bereits auf dem Weg hierher. Von wo auch immer. Na dann... So warten wir gemeinsam noch einmal fast 2 Stunden bis der Wagen tatsächlich da ist. Das gesamte Prozedere bleibt für uns durchschnittliche Mitteleuropäer - vielleicht auch wegen der sprachlichen Hürden - irgendwie undurchsichtig und wir sind froh, dass Vanessas Lächeln dem der Señores Autovermieter in keinster Weise nachsteht und wir dank ihres Beistandes weder verzweifeln noch einem Herzinfarkt erliegen, sondern sogar eine gewisse Gelassenheit bewahren können.
Kurz vor Mittag sind wir dann schließlich mit unserem fast nagelneuem Peugeot auf der Autopista Richtung Viñales. Die Autopista zieht sich quer durch Kuba und lässt sich keinesfalls mit dem vergleichen, was ihr als eine Autobahn kennt. Nicht nur ihre Beschaffenheit ist - obwohl durchaus dreispurig - eine gänzlich andere, es findet sich auch eine sehr breite Auswahl unterschiedlichster Verkehrsteilnehmer auf ihr. Außer wenigen Autos und Lastwagen, die einer anderen Epoche zugehörig scheinen, auch Fußgänger, jede Menge Pferdefuhrwerke, Ochsengespanne oder Reiter. Und zwar gerne auch mal entgegen der Fahrtrichtung, auch auf der linken Spur. Wenn das Feld ungünstig auf der anderen Seite liegt, was soll man machen? Auch Hunde oder Kühe queren unbekümmert die zum Glück wenig befahrene Straße, Anhalter warten auf Sammeltaxis oder andere Mitfahrmöglichkeiten, langweilig wird es eigentlich nur, wenn niemand anders auf der Straße unterwegs ist. Auch das ist übrigens nicht selten, Kubas Straßen sind eher leer. Insgesamt aber ist die Autopista eine der guten Straßen, wir werden da später durchaus noch andere erleben dürfen.
Das dörfliche Viñales erreichen wir nach zwei Stunden Fahrt, die uns zum Schluss durch eine zauberhafte Gegend führt. Unsere Casa Particulares ist genauso zauberhaft wie die Gegend und unsere Gastgeber, so dass wir uns entscheiden den ersten Abend unser Dinner dort einzunehmen. Viele Casa Particulares kochen auch für ihre Gäste, das Essen ist häufig schmackhafter und auf jeden Fall authentischer als in den Restaurants, darüber hinaus meist auch günstiger. Es gibt eine ziemlich knoblauchhaltige Suppe vorweg, Fleisch mit diversen Beilagen und ein leckeres Törtchen als Dessert. Dazu einen großartigen Mojito und Blick in den Garten und auf die Hügel. Was will man mehr?
Viñales selber erkunden wir bei einem ersten kurzen Spaziergang und erfreuen uns an all den bunten Häusern - mit Veranden und zahllosen Schaukelstühlen - und dem friedlichen Landleben um uns herum. Überall gackern Hühner mit ihren Küken durchs Grün, Hunde und Katzen sind auf den Straßen unterwegs, sogar Schweine scheinen hier ein besseres Leben zu haben als bei uns, sie sind an der frischen Luft und können teilweise auch frei herumlaufen. Jedes Haus verfügt wohl über einen kleinen Garten mit Gemüse und Kräutern, es gibt auch eine kleine Kirche, Menschen schaukeln entspannt im Abendlicht auf ihren Veranden, das Ganze scheint fast zu idyllisch um wahr zu sein. Wir werden das morgen mal genauer erkunden.
Um 9 Uhr am nächsten Morgen werden wir nach einem guten Frühstück mit ausgesprochen leckerem Kaffee von unserem Guide abgeholt. Er wird uns auf einer Wanderung sein Tal und den Tabakanbau vorstellen. Wir bekommen eine Menge Flora und Fauna erklärt, während wir unsere Fußspuren auf der roten Erde hinterlassen, die Sonne am Himmel höher steigt, genauso wie die Temperatur. Immer wieder überholen uns Reitergruppen, viele Urlauber erkunden das Tal auf dem Rücken der Pferde, wobei sich die Reitkünste auf sehr unterschiedlichem Niveau bewegen. Nicht jeder scheint sich dort oben so sicher zu fühlen und ich könnte mir vorstellen, dass in einem solchen Fall das Hauptaugenmerk nicht auf der wunderbaren Landschaft liegt. Was schade ist.
Als wir schließlich die Tabakplantage erreichen, sind wir völlig durchgeschwitzt. Es ist wirklich sehr heiß, jedenfalls wenn man aus dem kühlen Norddeutschland kommt. Wir sitzen eine Weile unter einem schattenspendenden Dach, trinken etwas, plaudern über die verschiedensten Musikrichtungen, bevor es weitergeht in den Tabakschuppen. Im mystischen Zwielicht der Sonnenstrahlen, die durch die Palmenblätter blitzen, erklärt uns ein wettergegerbter Caballero mit Gouchohut den Herstellungsprozess der Zigarren. Sehr anschaulich, indem er eine Zigarre komplett fertigstellt. Anzündet. Und raucht. Auch wir bekommen alle eine. Und versuchen uns im Zigarrenrauchen. Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Man muss nur daran denken, dass man den Rauch nicht inhaliert. Dann funktioniert das einwandfrei. Sogar ohne Husten.
Zehn Prozent ihrer Erzeugnisse dürfen die Tabakbauern privat verkaufen, der Rest geht an den kubanischen Staat zu festgelegten Preisen. Auch wir kaufen einige Zigarren, fest in ein Palmenblatt eingewickelt, was ein Zeichen für den Zoll sein soll. Angeblich darf man auf diese Art 25 Zigarren pro Person ausführen. Schauen wir mal...
Der kilometerlange Rückweg durch die Mittagshitze wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur, weil meine Kleidung hinterher wirklich pitschnass ist, sondern auch weil wir zu den Klängen von AC/DC und Rammstein zurückwandern. Unser Guide ist nämlich Metalfan, freut sich, dass auch wir dieses Musikgenre mögen und hofft vielleicht uns müde und verschwitzte Nordeuropäer damit zu einem schnelleren Schritt bewegen zu können. 
Nach einer kalten Dusche und nachdem wir uns eine Weile von der Klimaanlage in unserem Zimmer haben runterkühlen lassen, machen wir uns am Nachmittag erneut auf den Weg. Wir wollen uns die Cueva del Indio ansehen, eine berühmte Höhle, durch die ein Fluss fließt. Tatsächlich überzeugt die uns aber nicht wirklich, die vielgerühmte Bootsfahrt dauert nur wenige Minuten, mit einem laut knatternden Motorboot, so dass so etwas wie Atmosphäre erst gar nicht aufkommen kann. Sie ist zwar durchaus schön, aber in keinster Weise so spektakulär wie dargestellt. Wahrscheinlich hatten wir inzwischen zuviele Höhlen in unseren Urlauben, die letzten haben uns alle nicht überzeugt.
Danach bummeln wir dann erneut durchs beschauliche Viñales mit all seinen gackernden Hühnern und streunenden Hunden und versuchen im Etecsashop Internetkarten zu erstehen. Was nicht klappt, denn die haben Systemausfall und schicken uns in... die Pharmacia. Da hätte ich solche Karten nicht einmal im Traum versucht zu kaufen. Doch der gute Mann hat reichlich und wir legen uns vorsichtshalber gleich einen Vorrat an. Wer weiß, wann es wieder welche gibt.

Abends essen wir dann mit Aussicht. Im Balcon de Valle ist das Essen gut und günstig, die Aussicht über das Tal ist einfach unschlagbar. Das wissen natürlich auch die Reisegruppen, von denen man hier nicht wenige findet, doch wir haben Glück und ergattern auch ohne Reservierung den letzten Tisch mit Blick über das Tal. Ein angemessener Ausklang für diesen großartigen Tag!
Der nächste Tag wird unser Abenteuertag, doch das wissen wir nocht nicht, als wir unser Frühstück auf der Terrasse einnehmen. Der Himmel hat sich leicht bewölkt, aber es ist immer noch sehr warm. Wir wollen heute einen Tagesausflug nach Cayo Jutias unternehmen. Eine kleine Koralleninsel, die mit einem Steindamm mit dem Festland verbunden ist und einen großartigen Südseestrand haben soll. Knappe 60 Kilometer entfernt, eine Stunde Fahrt. Sagt der Reiseführer. Und Maps me, unsere Navigationshilfe, bestätigt das. Wir haben nur eine Badetasche und Getränke dabei, als wir uns nach dem Frühstück auf den Weg machen. Am Tag zuvor hatten wir versucht in den Geschäften irgendetwas zur Selbstverpflegung zu kaufen. Doch außer Keksen gab es derartiges nicht in dem Touristenladen im Ort. Oder wir waren einfach zu blöd dafür. Denn nicht jedes Geschäft auf Kuba ist von außen auch als solches zu erkennen. Man muss wissen wo es was zu kaufen gibt. Und wann. Oder sich durchfragen. Oder auf die Hilfe des Zufalls hoffen. Hatten wir nicht. So sind wir also nur mit Bananen, Wasser und Badesachen unterwegs. Es wird schon irgendwas geben auf dieser Insel.
Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass wir bisher auf grandiosen kubanischen Straßen unterwegs waren. Hier scheint Asphalt einer aussterbenden Art anzugehören und die Straße mehr Löcher zu haben als ein Schweizer Käse. Die Bezeichnung Straße bietet sich eigentlich schon mal gar nicht mehr an, es ist eher eine zerstückelte Asphaltpiste der übelsten Art, fahren ist nur in Schlangenlinien möglich, will man ohne Achsbruch und mit heilen Reifen ankommen. So ernten wir auch verwunderte Blicke und breites Grinsen, als wir mit unserem Mietwagen durch die Dörfer hoppeln. Auf den letzten Kilometern - man mag es kaum glauben - verschlimmert sich der Zustand noch, man kann sich eigentlich nur noch entscheiden durch welches der diversen Löcher man fährt...
Cayo Jutias hat genau einen Strand, türkisblaues Wasser, Mangroven wachsen teilweise bis ans Ufer. Schon hübsch. An diesem Strand gibt es einen konkurenzlosen Liegenvermieter, der möchte für seine zwei Liegen samt Sonnenschirm 13 CUC haben. Ups! Das ist irgendwie ganz schön viel... Für alle, die es nicht wissen, der CUC ist dem Dollar angeglichen, insofern ist das ganze auch in Euro nicht viel billiger. Aber egal. Wir wollen uns ja einen schönen Tag machen. Es gibt auch ein kleines Strandbistro, ein junger Mann hat gerade den Tonnengrill mit Holz bestückt und ein Feuer entfacht. Das verspricht zumindest etwas essbares in nächster Zeit. Aber erstmal ab ins Wasser, eine Runde schwimmen und dann auf der Liege trocknen.
Ich mache mich auf den Weg den Strand entlang, um Fotos vom toten Mangrovenholz im türkisblauen Wasser zu machen. Als ich mich umdrehe, sehe ich eine bedrohliche Wolke auf unseren Paradiesstrand zusegeln. Also nichts wie zurück. Wir sind gerade dabei unsere Sachen zusammenzuraffen, als der Himmel seine Schleusen öffnet.
Das ist kein Regen. Das ist ein überdimensionierter Wasserfall. Der kommt von alles Seiten. Alle flüchten sich unter das kleine Palmendach des Strandbistro, das nur in der Mitte etwas Schutz bietet. So stehen wir dichtgedrängt, während der Himmel seine Schleusen so richtig aufdreht und das vorher türkisblaue Traummeer ganz andere Seiten aufzieht. Übrigens haben auch sämtliche Moskitos unterm Palmendach Zuflucht gesucht und freuen sich über die reichliche Auswahl an Nahrung. Das Miteinander gestaltet sich nicht ganz unkompliziert, von überall her erklingt lautes Klatschen und Fluchen.
Irgendwann hört der Regen schließlich auf, doch der Himmel hängt weiterhin voller Wolken. Die Sonnenschirme hat der heftige Wind in die Mangroven geweht, teilweise auch zerissen. Wenn das der normale Verschleiß ist, wird der exhorbitante Preis auf jeden Fall verständlicher... Der junge Mann hat den Grill gerettet, indem er sich heldenhaft an den Schirm klammert und gleichzeitig das Feuer in Gange hält. Dabei gelingt es ihm sogar noch entspannt zu lächeln. Unglaublich!
Soviel Einsatz muss belohnt werden, also bestellen wir uns etwas zu essen. Tatsächlich gelingt es uns auch noch das zu verspeisen, bevor der monsunartige Regen erneut einsetzt und dann auch nicht mehr aufhören will. Wir beschließen zurückzufahren, schaffen es irgendwie aus unseren nassen Klamotten und ins Auto. Mit leicht akrobatischen Einlagen kann man sich auch im Auto umziehen.
Tja, und dann machen wir uns auf den Rückweg. Der sich irgendwie noch schlimmer gestaltet als der Hinweg. Durch das viele Wasser auf den Straßen lassen sich die Schlaglöcher nicht immer lokalisieren und über ihre Tiefe können wir nur mutmaßen. Auf dem Damm, der Cayo Jutias mit dem Festland verbindet, sammeln wir einen völlig durchnässten Mann ein, der stoisch durch den Regen stiefelt. Er spricht nur spanisch, scheint aber ziemlich froh zu sein, dass wir ihn bis zu seinem Dorf mitnehmen.
Manchmal müssen wir anhalten, da auch mit Scheibenwischerstufe zwei einfach nichts mehr zu sehen ist und der Regen gebirgsbachmäßig über die maroden Straßen fließt. Unglaublich! Wir schaffen es trotzdem irgendwann zurück nach Viñales. Auch hier stehen viele Pfützen auf der Straße, der Regen hat aber aufgehört und eine verschämte Sonne schaut zwischen den Wolken hervor.
Als wir am Abend unter einem Verandadach an der Dorfstraße beim Essen sitzen, sind die Pfützen bereits getrocknet. Ein Hund auf der Straße verbellt und verfolgt jeden vorbeikommenden Fahrradfahrer gnadenlos - der scheint Radfahrer nicht zu mögen - ein anderer sitzt auf dem Gehweg vor unserem Restaurant und schaut uns aus traurigen Augen jeden Bissen in den Hals. Die Straßenhunde sind mager, ihnen scheint es hier nicht so gut zu gehen. Auf der gegenüberliegenden Seite steht eine Menschentraube geduldig vor einem Geschäft. Es geht quälend langsam voran, trotzdem wirken die Leute entspannt bei ihrer Warterei. Wer wieder herauskommt, hat einen oder zwei große Kartons dabei, in denen sich augenscheinlich Hähnchenfleisch befindet. Schnallt ihn auf sein Fahrrad - um dann wieder von dem Hund verfolgt zu werden - läd ihn auf die Pferdekutsche, klemmt ihn unter den Arm, um zu Fuß nach Hause zu gehen... Das Leben hat hier einen anderen Rhytmus und andere Prioritäten... Während wir unser Essen verspeist haben, müssen die Kubaner dafür teilweise lange anstehen. Mit gemischten Gefühlen trinken wir unseren Wein aus und schlendern zurück zu unserer Casa.
Wir sind müde und wollen morgen früh los. Unsere Fähre nach Cayo Levisa fährt bereits um 10 Uhr und wer weiß schon, wie die Straße bis zum Fährhafen ist?

(Kostenlose Werbung, da Ortsnennung, Automarkennennung, Restaurantnennung etc.)



  


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