Kuba 3 - Cayo Levisa und Las Terrazas

Heute ist ein guter Tag zum Schreiben. Hamburg hat sich wieder in dezentes Grau gehüllt und die Temperatur auf Kühlschrankniveau gesenkt. Also kann man den Tag super schreibend vorm Computer verbringen. Und in Erinnerungen schwelgen...
Unsere Casabesitzerin in Viñales hat uns ein reichhaltiges Frühstück zusammengepackt. Da wir vorausschauend aus Hamburg eine Thermoskanne im Gepäck haben, bekommen wir sogar Kaffee mit auf die Fahrt. Super! Nach unseren Erfahrungen mit den Straßenverhältnissen bei unserem Tagesausflug nach Cayo Jutias (Kuba 2 - Vinales und Abenteuer Cayo Jutias), machen wir uns frühzeitig auf den Weg, wer weiß schon welche Schlaglochpisten dort auf uns warten...
Doch die Straße zwischen Vinales und der Fähranlegestelle in Palma Rubia ist besser als erwartet, wir kommen gut voran. So nehmen wir uns die Zeit für ein Frühstück am Straßenrand, während vorbeikommende Bauern in Gummistiefeln auf ihren Pferden oder samt Familie in einer Kutsche freundlich grüßen oder auch mal erstaunt gucken. Die Gegend ist sehr ländlich und scheint gänzlich untouristisch. Tatsächlich schwitzen wir ausnahmsweise mal nicht, die Luft ist für kubanische Verhältnisse noch kühl und feucht, der Himmel bedeckt. 
Hoffen wir, dass das besser wird, im Regen auf einer Karibikinsel wäre irgendwie schlechtes Timing.
Als wir schließlich viel zu früh am winzigen Fährhafen ankommen, den Wagen auf dem bewachten Parkplatz geparkt und an der kleinen, bereits zum Hotel gehörenden Bar einen Kaffee getrunken haben, reißt die Wolkendecke auf, hurra!
Auf einmal wirkt alles wie in Blau getaucht, während wir uns auf den Weg zur inzwischen angekommenen Fähre machen, unsere Plätze einnehmen und Richtung Cayo Levisa tuckern. Die Fähre scheint ihre besten Tage schon hinter sich zu haben, bringt uns aber zuverlässig in etwas mehr als einer halben Stunde zur Insel.
Cayo Levisa liegt ungefähr 3 Kilometer vor der Nordküste Kubas im Golf von Mexiko und gehört zum Archipel Los Colorados. Die Insel ist klein, lediglich etwas über 4 Kilometer lang und einen Kilometer breit. Wir landen im Süden an, irgendwo mitten in einem scheinbar undurchdringlichem Mangrovenwald. Ein kleiner hölzerner Pfad führt dann quer über die Insel an die Seite mit dem traumhaften Karibikstrand. Es gibt nur ein staatliches Hotel auf der Insel, hier begrüßt man uns mit Plastikbechern voller Eiswürfel und geschmacksneutralem Saft. Einchecken ist natürlich so früh nocht nicht möglich, also lassen wir unsere Pässe an der Rezeption, stellen unsere Koffer unter und machen uns auf den Weg zum Strand. Gemeinsam mit den Tagestouristen, die es aus Viñales oder Havanna hierher verschlägt.
Ja, und dann folgen zwei Tage Strandurlaub. Unter Palmen liegen, sich ins warme, türkisfarbene Wasser gleiten lassen, Getränke aus Kokosnüssen schlürfen, tauchen, Sonnenbrand kriegen, sich perfekte Mojitos vom Barkeeper mixen lassen, der Sonne beim Untergehen zusehen oder auch beim Aufgehen, je nachdem wie man da persönlich aufgestellt ist, die Seele mal so richtig baumeln lassen. Einfach großartig!

Alles perfekt! Naja, außer dem Essen im staatlichen Hotel vielleicht. Konkurenzlos liegt es irgendwo auf Kantinenniveau, gerne auch mal mit Dosengemüse, da waren wir bisher verwöhnt. In den Casas oder Restaurants, die wir bisher besucht haben, war das Essen stets schmackhaft und lecker, hier ist es immerhin sättigend. Doch der Zauber der Karibikinsel wiegt das kleine Manko auf, unser Holzbungalow ist riesig, das Personal überwiegend freundlich und wir genießen unseren Aufenthalt sehr. Ich will euch nicht stundenlang mit Erzählungen vom Puderzuckersand und türkisblauem Wasser langweilen, deshalb belassen wir es dabei.
Nach diesen zwei wunderbaren Tagen verlassen wir Cayo Levisa erholt mit der ersten Fähre, die bereits um 9 Uhr gen Festland tuckert. Wir sind nur wenige Passagiere, da diesmal keine Tagestouristen mit an Bord sind. Vor uns sitzen zwei ältere, alleinreisende Damen - eine mit Hut - und noch eine Handvoll anderer Reisender. Die Dame mit Hut kommt übrigens ohne Hut in Palma Rubia an, der Wind hat ihn mit sich fortgerissen und wir können ihn nur noch auf den Wellen dümpeln sehen, während wir uns immer weiter entfernen.
Unser nächstes Ziel ist das in der Hügellandschaft der Sierra del Rosario gelegene Soroa. Das ist nicht so furchtbar weit weg und führt durch eine landschaftlich schöne Strecke. Schon kurz vor Mittag erreichen wir unsere Casa, die unweit der Autopista an der Hauptstraße des Ortes liegt. Hier werden wir nur einmal übernachten, deshalb wollen wir den Rest des Tages optimal nutzen. Also stellen wir nur unsere Sachen ab, klären, ob wir hier am Abend essen können und machen uns erneut wieder auf den Weg. Das Ziel: Las Terrazas. Was das ist? Ein Unesco Biosphärenreservat. Hier begann der kubanische Staat Ende der Sechziger Jahre ein gigantisches Wiederaufforstungsprojekt, Terrassen wurden angelegt, 6 Millionen Bäume wurden gepflanzt, es gibt einen künstlichen See, eine ökologische Siedlung wurde gebaut. Darüber hinaus soll es auch diverse touristische Angebote geben. So sind wir relativ neugierig was uns da erwartet, während wir tatsächlich von der Autopista links abbiegen müssen - ja, auch das ist möglich - und kurze Zeit später an der Einfahrt sogar einen Flyer - der erste und einzige, den wir auf Kuba erhalten haben - in die Hand gedrückt bekommen und darüber hinaus auch noch einen Lageplan.
Die damals angelegte Siedlung Las Terrazas gefällt uns dann doch eher weniger. Bröckelnde sozialistische Betonbauten, sicher ehemals ein wunderbares Ökoprojekt, sieht es hier heute aus, als hätten seit dem Erstbezug keine Instanthaltungsarbeiten mehr stattgefunden. Schade! Nachdem wir eine Weile den behelmten Nutzern der Canopytour zugesehen haben, trinken wir noch einen Kaffee in einem Betonbootshaus am See, in dem ganz klar vorgeschrieben ist mit welchem Verzehr man wo sitzen muss, bevor wir uns wieder vom Acker machen.
Ein Blick in den Reiseführer und auf den vergilbten Flyer, schon haben wir das nächste Ziel ausgemacht. Die Casa del Campesino. Das originalgetreu wiederaufgebaute Wohnhaus eines Kaffeebarons wird heute als Landgasthof genutzt, in dem so gekocht wird wie ehemals bei den kubanischen Bauern - über dem Holzfeuer nämlich. Es liegt von hohen Bäumen beschattet in der Mittagshitze, eine Combo spielt für eine große Gruppe in gelben T-shirts bekleideten Tourismusanwärtern und eine spärliche Anzahl versprengter Touristen. Hier sind wir richtig. Wir verzehren so eine Art Spanferkel mit Reis, dunklen Bohnen und Bananenchips - total lecker - untermalt von  kubanischer Musik. Ein vorbeistolzierender Pfau schlägt ein Rad, die Hühner gackern, ein älterer Herr fegt mit seinem Reisigbesen den Hof und die Welt scheint so friedlich und mit sich im Reinen zu sein.
Gleich hinter der Casa, einige ungleichmäßige Steinstufen tiefer, liegen die Ruinen einer Kaffee
hacienda verträumt in einer Art blumigen Regenwald. Auf jeden Fall einen Spaziergang wert, auch wenn sich die Moskitos wahrscheinlich sehr über solche Besucher freuen, wie wir haben feststellen dürfen.
Wir fahren noch eine zweite ehemalige Kaffeeplantage an, die Buenavista heißt und genau das hat man von dort, einen großartigen Blick.  Auch hier gibt es Ruinen, wunderbar bewachsen und vogelumschwirrt und darüber hinaus ein Restaurant mit Schaukelstühlen auf der Veranda. Eigentlich räumt das Personal bereits zusammen - irgendwie scheint hier alles gerne bereits um 17 Uhr zu schließen und Kasseneinnahmen werden auch schon mal eine Stunde vorher gezählt - aber wir haben Glück, bekommen noch einen Kaffee und eine Cerveza, womit wir uns auf den Schaukelstühlen niederlassen und den Blick in die Weite genießen. Ein Traum!
Abends essen wir dann auf dem Hof der Casa. Vor der Garage. Ein junges Mädchen übernimmt die Bedienung, hat auch eine Menükarte und wir verstehen uns sogar, trotz unserer miserablen Spanischkenntnissen und ihren nicht vorhandenen Englischen. Allerdings schmettert die Köchin jeden ihr überbrachten Essenswunsch, den wir aus der Menükarte wählen, ab, so dass das arme Mädchen diverse Male hin und her laufen muss, bis wir zum Schluss natürlich einfach das essen, was auch tatsächlich da ist. Für uns ist das Prozedere eher erheiternd und ein Grund zum Schmunzeln, während wir in der Dämmerung unsere Getränke schlürfen, für die Kubaner aber dürfte das tatsächlich weniger lustig sein. Unserem Eindruck nach scheint sich die Versorgungslage während unseres Aufenthaltes verschlechtert zu haben, mal stehen die Leute für Gefügelfleisch an, mal gibt es in manchen Regionen kein Speiseöl. Hoffen wir auf eine bessere politische Entwicklung...
Zeit schlafen zu gehen. Morgen wollen wir weiter Richtung Playa Larga an die Karibikküste. Vielleicht lesen wir uns dort :)

(Kostenlose Werbung, da Ortsnennung,etc.)


3 Kommentare:

  1. Ich hoffe doch, dass wir uns weiter lesen. Meine Kubaberichte laufen ja fast parallel.

    Beste Grüße
    Isabelle

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  2. Wir lesen uns sicher weiter, ich mag deine Berichte. Lustig, dass wir gerade so paralel unterwegs sind. Liebe Grüße

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  3. Der Strand von Cayo Levisa sieht ja echt traumhaft aus, da kann ich es mir auch gut vorstellen, ein paar Tage zu verbringen.

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