Hier jetzt ein kurzer Post zu einem Thema, das in Hamburg zur Zeit nicht wirklich an einem vorbeigehen kann. Unser kränkelnder Fußballverein. Der Dino der Bundesliga. Der HSV.
Eigentlich würde ich mich nicht als Fußballfan betrachten. Dass es mich aber gar nicht interessiert, wäre tatsächlich genauso gelogen. Wer in Hamburg in einem Arbeiterviertel groß wird, kommt an Fußball nicht so ganz vorbei. Auch dann nicht, wenn er ein Mädchen ist.
Spielsaison 1977/78, ich war vierzehn, der FC St. Pauli hatte es grad in die erste Liga geschafft und bei uns an der Schule wurden Freikarten für das Derby verteilt. HSV oder FC St. Pauli, das war mir eigentlich völlig egal... aber nette Jungs waren dabei, die waren mir nicht so egal. Wir waren eine große Gruppe, bester Laune und zumindest ich hatte überhaupt keine Ahnung von Fußball. Ich erinnere micht noch wie beeindruckt ich war vom Volksparkstadion, von diesem Gefühl der Zusammengehörigkeit,von dieser Begeisterung für eine Sache, von der Möglichkeit mal richtig laut zu schreien, von der überschäumenden Freude und von dem Zugehörigkeitsgefühl. Wir sind eins und wir stehen dahinter.
Im Laufe meines Lebens gab es Phasen mit viel Fußball und Phasen mit wenig Fußball. Ich habe in der Westkurve gestanden, meist eher in Block D, als im damals berüchtigten Block E, ich habe miterlebt, wie der HSV 1979 Deutscher Meister wurde und am letzen Spieltag die Zäune in Block E den Massen nicht standhielten und 70 Verletzte zu beklagen waren. Ich sah den HSV als Europapokalsieger, mit Spielern wie Horst Hrubesch, Kevin Keegan und Manfred Kaltz.
Es gab auch viele Jahre, da habe ich lediglich im Radio oder auch mal gar nicht mitverfolgt was auf der Fußballbühne so los ist. Dann hat die phasenweise fußballbegeisterte Tochter dafür gesorgt, dass ich auch die neue Arena kennenlerne und noch einmal neu entdecken konnte, was es heißt Teil dieser Euphorie zu sein.
Der HSV in der ersten Liga war immer so ein bißchen Hintergrundmusik in meinem Leben. Mal ein wenig lauter und mal nur ganz leise. Aber beständig da. Als ich mir gestern das Gestümpere in der ersten Halbzeit beim Relegationsspiel gegen Greuther Fürth ansah, begann ich wirklich zu fürchten, dass es dieses Mal nicht reichen wird. Dass die Hintergrundmusik aus einer Liga tiefer ertönen wird. In der zweiten Halbzeit war dann wieder Hoffnung da. Ein Hoch auch auf all die Fans, die mit dem Einsatz ihres Stimmvolumens die teilweise chaotisch agierenden Spieler unterstützt haben. Sie nicht allein gelassen haben.
Ich wünsche dem HSV für das Rückspiel am Sonntag alles Glück der Welt. Tatsächlich habe ich heute sogar einen Bremer Fan im Radio gehört, der dasselbe wünscht. Schon wegen der Nordderbys.
Ich durchblicke bestimmt nicht alles, was in den letzten Jahren beim Rothosenverein so falsch lief. Aber außer einem Sieg am Sonntag wünsche ich mir, dass diejenigen, die durch ihre schlechte Vereinspolitik und das schlechte Management dafür gesorgt haben, dass der HSV da steht, wo er steht, zur Verantwortung gezogen werden.
Auf dass der Dino noch lange in der ersten Liga bleibt! Viel Glück am Sonntag!
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