am Pudding Shop vorbei, dem berühmten ersten Treffpunkt auf dem Hippietrail Richtung Indien, dann an der Hagia Sophia vorbei, immer weiter abwärts Richtung Galatabrücke. Irgendwann muss ich - wie immer - eine Toilette suchen, was tatsächlich in Istanbul deutlich einfacher ist, als z. Bsp. in Paris. Es gibt viele öffentliche Toiletten, die sauber, mit Papier und Handtüchern und einer Klofrau bestückt sind und für deren Benutzung man 1 TL (0,33 €) zu entrichten hat.
Diesmal aber sind wir in Höhe des Bahnhofes Sirkeci, von dem der legendäre Orient-Express verkehrte. Und natürlich hat jeder Bahnhof auch eine Bahnhofstoilette.
Der Bahnhof ist leer, man hört die Vögel zwitschern, doch es ist kein Problem sich vorzustellen, dass die viktorianisch gekleideten Damen und Herren mit dem ersten Pfeifen des einfahrenden Zuges hier auftauchen, um stilvoll wieder Richtung Paris oder London zu reisen. An der Kulisse bräuchte man für ihr Erscheinen wirklich nichts zu ändern.
Wieder auf der Straße empfängt uns der tosende Istanbuler Verkehrslärm, während wir weiter Richtung Fähranleger Eminönü gehen. Hier sollen die Ausflugs- schiffe ablegen, die sechs Stunden den Bospurus hinauffahren. Doch als wir dort ankommen ist das Schiff bereits so voll, dass wir davon absehen damit irgendwohin zu fahren. Das Leben einer Sardine in der Büchse wollten wir hier eigentlich nicht erkunden. Tatsächlich fährt diese Linie nur zweimal täglich und für die Mitfahrt sollte man sehr rechtzeitig am Anleger sein. Wir schauen uns nach einer anderen Möglichkeit um und werden auf der westlichen Seite der Galatabrücke fündig. Hier starten kleinere Ausflugsschiffe, die ebenfalls den Bosporus hinauffahren. Zwar nur bis zur Fatih-Sultan-Mehmed-Brücke, aber das wird uns reichen. Für 12 TL pro Person sind wir dabei.
der Dolmabahce-Palast |
Fischerboot |
die europäische Festung, 1452 erbaut, Vorbereitung Mehmeds II. auf die Belagerung Konstantinopels |
immer wieder wunderschöne Holzhäuser am Ufer |
Während wir auf die Abfahrt warten und auch während der Fahrt, serviert ein älterer Herr heißen Tee, frisch gepressten Orangensaft oder auch Sandwiches. Er schafft es elegant zwischen ausgestreckten Beinen, liegenden Rucksäcken, wehenden Gewändern und zahlreich vertretenen asiatischen Reisegruppen durch zu balancieren ohne etwas zu verschütten. Meine Hochachtung.
Zwei Stunden sind wir unterwegs, den Bosporus hinauf und wieder hinunter und wundern uns über all das Grün und die wunderschönen Holzhäuser, die die Ufer zieren. Istanbul sollte man auf jeden Fall auch vom Wasser gesehen haben.
Danach machen wir eine Pause in einem Restaurant unter der Galatabrücke, die die Stadteile Fatih und Beyoğlu verbindet. Während wir mit Blick auf das Wasser sitzen und auf unser Essen warten, können wir zusehen, ob die Angler auf der Brücke über uns etwas fangen. Ab und zu wird ein kleiner, zappelnder Fisch an uns vorbei in die Höhe gezogen. Was mich anhand der Wasserqualität doch etwas wundert. Unsere Pasta ist übrigens sehr gut und mit umgerechnet nicht einmal fünf Euro auch noch günstig. Außer
Touristen scheinen hier durchaus auch viele Istanbuler zu speisen.
So gestärkt machen wir uns auf den Weg über die Brücke zu unserem nächsten Ziel, dem Galataturm. Es ist inzwischen
ziemlich warm geworden und da es stetig bergauf geht, kommen wir ordentlich ins Schwitzen.
Der Galataturm wurde 1348 von den Genuesen gebaut und war Teil ihrer Befestigungsanlagen. Heute ist der Galataturm eine Touristenattraktion, er überragt das verwinkelte Galataviertel mit seinen vielen kleinen Geschäften und bietet einen grandiosen Blick über das goldene Horn und den Bosporus.
Allerdings heißt es auch hier wieder anstehen, was aber nach der Kletterpartie erstmal eine Wohltat ist. Hinauf geht es dann, Allah sei Dank, mit dem Lift. Vom Café aus muss man dann noch einige Treppen überwinden, bis man oben auf der Plattform steht und die Ausicht genießen kann. Es geht rechts rum im Gänsemarsch und da man an den anderen Leuten nicht vorbei kommt, hat man reichlich Zeit zu gucken.
Ein kurzer Stop auf dem Weg nach unten auf der turmeigenen Toilette, die leider den sonstigen Kapazitäten des Galataturmes nicht gerecht wird, so
dass man hier lernt sich in Geduld zu üben. Unten im Viertel angekommen schauen wir noch in einige Geschäfte und finden einen guten Platz für eine Pause, ein Bier, eine Cola und ein entspanntes Gespräch mit dem Kellner.
Zurück beschließen wir mit der Straßenbahn zu fahren. Die
Linie 1 fährt von Karaköy bis nach Sultanahmet, genau die Strecke, die wir heute morgen gelaufen sind. Wir kaufen uns zwei Jetons für jeweils 3 TL , quetschen uns in die überfüllte Bahn und sehen dabei verwundert, dass es hier nicht üblich ist Fahrgäste erst aussteigen zu lassen, bevor man einsteigt. Nein, das geht alles gleichzeitig. Mit dem zweifelhaften Resultat, dass mancher es nicht schafft an der gewünschten Haltestelle aus der Bahn herauszukommen. Andererseits sind die Istanbuler aber durchaus in der Lage alte, gebrechliche Damen durch dieses Gedränge, zwischen all den eng an eng stehenden, schwitzenden Körpern hindurch auf Plätze zu bugsieren, die andere dann auch tatsächlich dafür räumen. Unglaublich!
Wir schaffen es dann doch an unserer Haltestelle die Bahn zu verlassen und beschließen all der Hektik und dem Gedränge zu entfliehen, um noch eine Pause auf der Dachterrasse einzuschieben. Was für eine Wohltat.
Für den Abend suchen wir uns ein Restaurant in unserem Viertel, da wir irgendwie kaputt sind. Dann sitzen wir auf einer Terrasse mit Blick aufs Wasser... und auf eine gigantische Baustelle. Kurz überlegen wir wieder zu gehen, aber eigentlich ist sonst alles sehr schön hier. Das Essen ist auch ausgezeichnet und wir erfahren, dass diese Baustelle das Großprojekt des Avrasya Straßentunnels ist. Einmal fertig, soll sich die Fahrtzeit zwischen dem Goztepe Viertel in Asien
und dem Kazlicesme Bezirk in Europa auf 15 Minuten verkürzen. Wie lange die Bauzeit tatsächlich dauern wird, ist nicht klar. Manche sprechen von der Fertigstellung bereits 2015, andere sagen 2017. Das Restaurant und die anderen Anlieger werden auf alle Fälle schwere Zeiten haben bis zur Fertigstellung. Denn der Lärm ist kein kleiner. Doch die Bedienung ist nett und das Essen lecker. Und an der Baustelle kann das Restaurant leider nichts ändern.
Auf dem Rückweg kaufen wir in einem kleinen Laden noch eine Flasche Wein und nehmen Gläser und Flasche mit auf unsere Dachterrasse. Hier ist außer den Katzen und dem Muezzin kein störender Lärm. Gute Nacht, Istanbul.
Ich wiederhole mich jetzt einfach. Wunderbare Eindrücke, danke fürs Teilen.
AntwortenLöschenVielen Dank für diesen schönen Reisebericht. Ich lese sie immer wieder gerne. Ja, bei dem Foto von dem alten Bahnhof schießen sofort die Gedanken an die viktorianische Zeit in den Kopf. So eine Fahrt mit dem historischen Orient Express würde auch gern einmal machen. Interessant ist auch, dass die Genueser auch in Istanbul ihre Türme gebaut haben. Die Küste von Korsika, wo wir letztes Jahr waren, ist voll damit.
AntwortenLöschenViele Grüße
Myriam