Türkei 1 - Merhaba Istanbul - Topkapi Palast und blaue Moschee

Istanbul. Halb europäisch, halb asiatisch. Die einzige Metropole, die sich auf zwei Kontinenten ausbreitet. Hier wird sowohl die Tradition, als auch die Moderne gelebt. 13 Millionen Einwohner soll sie offiziel haben, tatsächlich sind es wohl noch einige mehr. Sie blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, stand immer irgendwo zwischen Orient und Okzident. Byzanz hieß sie. Konstantinopel. Und nun Istanbul. Zeit sie zu besuchen.
Blick vom Galataturm aufs Goldene Horn


























Wir fliegen am Ostersonntag vom Hamburger Flughafen mit Turkish airlines. Ein bißchen verspätet geht es los, so gewöhnen wir uns gleich an die etwas andere Einstellung zur Zeit. Tatsächlich verabschiedet uns Hamburg mit blauem Himmel, der einen eher seltenen Blick auf die Stadt von oben gewährt. Tschüß Hamburg!
Turkish Airlines überrascht uns. Der Service ist wirklich gut, sogar das Flugzeugessen ist lecker. Es gibt tatsächlich eine Menukarte und alkoholische Getränke sind ebenfalls im Service inbegriffen. Wahnsinn! Istanbul wird übrigens von der asiatischen Seite aus angeflogen, unser Flieger dreht also noch eine schöne Runde über den Bosporus und wir sitzen glücklicherweise auf der richtigen Seite (der rechten)  und können die Aussicht genießen, statt ständig nur in den Himmel zu gucken. Seichte Landung und dann ab durch die Passkontrolle. Wir fühlen uns ein wenig wie vor dem Colossus im Heidepark, während wir uns durch die Absperrungen schlängeln. Eingezwängt zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen, beschallt durch ein vielfältiges Sprachengewirr. Ob es für die Grenzbeamten in der Türkei eigentlich Einstellungsvorraussetzung ist, dass egal was passiert, sie keine Miene verziehen dürfen? Naja, jedenfalls lächelt keiner von ihnen.Warum auch immer.
In späteren Gesprächen erfahren wir, dass einige Touristen hier fast zwei Stunden in der Abfertigung standen. Wir haben Glück und sind nach zwanzig Minuten durch. Mit unseren Koffern bewaffnet stiefeln wir zum Ausgang. Wir haben das erste Mal über unser Hotel einen privaten Transfer gebucht und sind schon ganz gespannt wie das klappt. Wenn man durch die Tür tritt, wird man von gefühlten 1000 Schildern begrüßt. Nach kurzer Sichtung
Dilhayat Kalfa Hotel
finden wir aber unser Schild und werden von einem jungen Mann souverän zu unserem Groß- raumtaxi geführt. Los gehts auf Schleichwegen durch den für eupopäische Verhältnisse irgendwie doch leicht chaotisch wirkenden Verkehr. Eine ganze Weile immer am Wasser entlang. Scheinbar sitzt jeder Istanbuler auf dem Grünstreifen am Wasser und grillt. Und diejenigen, die dort keinen Platz mehr gefunden haben, sitzen auf der anderen Seite. Ein unglaubliches Gewusel.
Unser Hotel, das Dilhayat Kalfa, erreichen wir nach einer halben Stunde. Es ist im Stadtteil Sultanahmet, in dem auch die meisten Sehenswürdigkeiten liegen, und mit sechs Zimmern klein und überschaubar. Unser Zimmer ist im Erdgeschoss, super ausgestattet, für Istanbuler Verhältnisse groß, ein wenig dunkel vielleicht, da es auf einen kleinen Innenhof an einer Festungsmauer hinausgeht, aber dafür absolut still. Was man gerade in Istanbul nicht genug schätzen kann.
Ein wenig frisch machen, ein kurzer Ausflug auf die Dachterrasse mit Blick auf Bosporus und los gehts einen ersten Blick auf die Umgebung werfen.
Durch einen kleinen Basar bummeln wir hinauf zum Platz, an dem die blaue Moschee und die Hagia Sophia liegen. Stehen zwischen zwei historischen Bauwerken und massenhaft Touristen und fühlen uns... klein!
Inzwischen senkt sich die Dämmerung herab, was aber nicht dazu führt, dass sich der Trubel auf diesem Platz legt. Wir kaufen ein paar Esskastanien bei einem fliegenden Händler, finden eine leere Bank und

Blick auf die Hagia Sophia
die blaue Moschee
beobachten das Treiben um uns herum, während wir die heißen Kastanien verzehren. Sind übrigens wirklich lecker, wenn man die Schale vor dem Essen entfernt. Worauf uns der belustgte Händler vorsorglich hingewiesen hat. 
Unsere am Flughafen auf die schnelle umgetauschten Euros reichen noch für ein leckeres Essen in einem kleinen Restaurant im Basar. Ein Stückchen weiter spielt eine Gruppe orientalisch anmutende Musik, sicher absolut touristisch, aber wir haben das Gefühl angekommen zu sein, während wir an unseren knallbunten Säften nippen, die tatsächlich frisch gepresst sind.
Mit vollem Bauch und absolut zufrieden bummeln wir zurück zu unserem Hotel, bewundern unterwegs den Blick auf die angestrahlte blaue Moschee und fallen ziemlich müde in unsere wunderbar bequemen Betten.
Der nächste Morgen beginnt mit einem entspannten leckeren Frühstück auf der Dachterrasse. Wir plauschen ein wenig mit einem Ehepaar aus Frankfurt, die schon seit ein paar Tagen hier sind und uns einige Tipps mit auf den Weg geben. Hauptsächlich Restauranttipps. Aber sie wissen auch wo wir den nächsten Geldautomaten finden.
Unser Plan für heute: Topkapipalast. Hauptresidenz Mehmeds II., erbaut zwischen 1460 und 1478 nach seiner Eroberung Konstantin- opels und 400 Jahre lang offiziele Residenz der nachfolgenden Sultane. Schon ein Palast der Superlative. Also auch ein Besuchermagnet und dementsprechend voll. So begrüßten uns dort nach unserer Ankunft gleich zwei Schlangen, eine am Ticketschalter und eine am Eingang des Palastes, die zusammen mindestens eine Stunde Wartezeit versprechen, wenn nicht sogar noch länger. Hier ein kleiner Tipp, den ich gerne auch in meinem Reiseführer gefunden hätte. Doch der hatte solch praktische Tipps nicht zu bieten.
Neben den Ticketschaltern stehen vier Automaten, an denen man ebenfalls Eintrittskarten kaufen kann. Die Schlange dort ist wesentlich kürzer (ich habe lediglich 10 Minuten gestanden), die Bedienung einfach, man kann bar oder mit Kreditkarte bezahlen und außerdem steht ein hilfreicher Bediensteter daneben, der bei Schwierigkeiten unterstützt. Hier kann man außerdem den Museum Pass Istanbul für 85 TL (zirka 28,30 €) erwerben, der 72 Std. nach Eintritt in die erste Sehenswürdigkeit gültig ist für: Toopkapipalast und Harem, Hagia Sophia, Chora Kirche, archäologisches Museum, Mosaikenmuseum und das Museum für türkiche und islamische Kunst. Mit diesem Pass kann man an den endlosen Schlangen an den Ticketschaltern einfach vorbeigehen und spart auf diese Weise unendlich viel Zeit. Solche Schalter stehen übrigens auch frei zugänglich auf dem Platz zwischen Hagia Sophia und blauer Moschee, genau am Ayasofya Meydani auf der Seite des Roxelane Bads. Wer hier kauft, braucht gar nicht anstehen.
Auf jeden Fall lohnt der Palast den Aufwand . Ich will euch nicht mit Einzelheiten langweilen, doch hier werdet ihr nicht auf monumentale Architektur treffen, sondern die Gebäude wirken durchweg filigran und hatten in den vier Höfen trotzdem Platz für bis zu 5000 Menschen. Ich zeige euch lieber ein paar Bilder:
Das Tor der Begrüßung
Blick auf den Haremsbereich
Der Diwan: hier traffen sich die Wesire des obersten Rates
immer wieder kunstvolle Mosaiken und wunderbare Fenster

im Harem





Blick auf den Bagdad-Pavillon


Für die Besichtigung sollte man mindestens einen halben Tag einplanen. Besser mehr, weil man irgendwann der Menschenmassen überdrüssig wird und eine Pause braucht. Zumindest geht es uns so.
Der vierte Hof dieses einzigartigen Palastes, der mit seinem großen Garten schon früher den Sultanen zur Erholung diente, bietet heute mit einem Café (Selbstbedienung... anstehen ist angesagt und es dauert eine Weile) und traumhafter Aussicht einen wunderbaren Platz für eine Pause.
Wir ergattern einen Tisch direkt an der Mauer über dem Wasser und genießen unsere Sandwiches und die Aussicht in der Sonne, bevor es weitergeht. Da unser Hotel nicht so weit entfernt ist,
naja, zirka 20 Minuten zu Fuß, beschließen wir dort eine Pause auf der Dach- terrasse einzulegen und unsere Füße einen Augenblick hoch- zulegen. Der Rückweg führt uns durch kleine Gäßchen mit Überbleibsel der ehemals für Istanbul so typischen Holzhäuser und steilen Gassen, in denen Kunst der besonderen Art auf seine Abnehmer wartet.
Eine Stunde oben auf der Dachterrasse genügt und wir machen uns erneut auf den Weg. Es bleibt bestimmt noch genug Zeit für die blaue Moschee. Wir haben Glück, dass wir nicht mit den Gebetszeiten kollidieren, dann ist die Moschee für Nicht-Muslime nicht zugänglich. Touristen betreten die Moschee durch einen Sondereingang. Wer als Frau kein Tuch für die Haare dabei hat oder mit kurzen Röcken oder Hosen unterwegs ist, erhält dort das passende Verhüllungsmaterial. Für die Schuhe gibt es eine Plastiktüte und schon kann man eintreten.
Tatsächlich ist es schwierig, Höhe und Ausstattung mit unseren Fotos gerecht zu werden. Was ich wirklich erstaunlich finde, ist, dass fotografieren hier innerhalb der Moschee so unkompliziert möglich ist. Der Islam hat wohl häufig doch ein toleranteres Gesicht, als ich vermute.
Wir sitzen vor dem Teil, der den Frauen für ihre Gebete vorbehalten ist, auf dem Fußboden und lassen die blauen Kacheln, die ungeheure Größe,die zahlreichen bunten Fenster und die riesigen Leuchter auf uns wirken. Ein schöner Ort zum innehalten. Die blaue Moschee hat übrigens als einzige außer der heiligen Moschee in Mekka sechs Minarette.

Nachdem wir unsere Schuhe am Eingang wieder angezogen haben, geht es auf Restaurantsuche. Wir werden schnell fündig, sitzen auf einer der diversen Dachterrassen mit Blick auf das goldene Horn, unweit einer Gruppe ziemlich
angeheiterter Engländer, die gelegentlich vom entnervten Kellner darauf hingewiesen werden müssen, doch auch mal an die anderen Gäste zu denken. Der Ruf des Muezzin schallt von der blauen Moschee herüber "allahu akbar...", mischt sich mit der Musik und den Engländern, den Geräuschen der Straße und dem Schreien der Möwen. Bob Marley singt für uns zu türkischer Mezze, Oliven und Pepperoni und einem Auflauf aus Auberginen und Lamm. Hurra, wir sind in Istanbul. Irgendwo zwischen Morgenland und Abendland, zwischen Tradition und Moderne, mit Blick von einem Kontinent auf den anderen.




Das schönste Erlebnis dieses Tages haben wir aber erst auf dem Rückweg, als wir an der blauen Moschee noch ein Nachtfoto machen wollen. Ein Herr spricht uns an, ob wir Zeit hätten seinen Studenten beim Ausfüllen eines englischen Lückentests zu helfen. Hauptsächlich gehe es darum, dass ein Gespräch auf englisch geführt werde. Und so sitzen wir im Lichte der blauen Moschee über einen englischen Text gebeugt, gemeinsam mit jungen Leuten aus allen Ecken der Türkei, um diese Aufgabe zu erfüllen. Sprechen über ihre Ausbildung, unsere Heimat, ihre Heimat, bekommen Tipps für unseren Aufenthalt in Kappadokien, lachen gemeinsam, rufen nach dem "teacher", wenn wir nicht weiter wissen, bis dieser sagt, sein Arbeitstag wäre beendet, er müsse nun nach Hause.
Auch wir machen uns auf zu unserem Hotel, um dort ziemlich müde ins Bett zu fallen. Wir haben bisher nur einen Bruchteil dessen gesehen, was wir sehen wollen. Aber dieser kleine Teil schürrt die Neugierde auf den nächsten Tag.
die blaue Moschee bei Nacht












2 Kommentare:

  1. Danke für diese wunderbaren Eindrücke und Bilder, ich habe fast das Gefühl mit im Urlaub gewesen zu sein.

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    1. Schön dass es dir gefällt. Für mich ist das tatsächlich eine wunderbare Art den Urlaub noch einmal in Ruhe im nachhinein zu betrachten.

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