Die Idee zu unserer Namibiarundreise wurde auf einer feucht-fröhlichen Feier vor über einem Jahr geboren. Wir fahren sonst meist zu zweit, diesmal sollte es mit sechs Personen losgehen. Eine Menge Planung, eine Menge Absprachen und dann viel Zeit sich darauf zu freuen. Zwischendurch ein paar Zweifel, ob ich überhaupt reisen kann, da ich kurz vorher ziemlich krank wurde. Aber wider Erwarten klappt es dann doch noch, ein großes Danke an das Krankenhaus in Reinbek!
Unser erster Urlaubstag beginnt mit dem Tod unseres Katers. Sechzehn Jahre hat er uns begleitet, nun muss er sich von uns verabschieden. Kein guter Anfang für diesen Tag. Der sich irgendwie fortsetzt. Am Hamburger Flughafen angekommen erfahren wir, dass unser Zubringerflug von Lufthansa nach Frankfurt gecancelt wurde. Wir stehen auf der Warteliste für einen anderen Flug, ob wir mitkommen scheint aber ziemlich fraglich, da diese Liste sehr voll ist. Entspannter Reisebeginn sieht anders aus!
Kurz bevor das Boarding schließt, erhalten wir die erlösende Nachricht, dass auch für uns noch Plätze gefunden wurden. Puuuh! Man kann die Steine, nein, Felsbrocken förmlich fallen hören.
Dann geht alles ganz fix und wir landen auf dem Frankfurter Flughafen. Der wirkt auf mich erstmal völlig unübersichtlich, die Beschilderung hinterlässt Fragen über Fragen. Vielleicht ist das aber auch meiner leichten Gereiztheit geschuldet. Irgendwann kurz vor 22 Uhr kommen wir schließlich doch im Flughafenhotel Meininger an. Unser abschließender Barbesuch versöhnt mich dann mit diesem Tag.
Der nächste Tag beginnt früh, bereits um 6.30 Uhr sitzen wir beim Frühstück, das übrigens wirklich ok ist. Kurze Zeit später bringt uns der Shuttlebus zum
Terminal 1 und, man glaubt es kaum, unser Gepäck wurde durchgecheckt und der Flieger startet pünktlich. Ein Tag, an dem alles klappt. Wie ungewöhnlich!
Naja, und nun beginnen zehn Stunden Flug, die sich trotz aller Mühen wie Kaugummi in die Länge ziehen. Ich beneide Menschen, die, kaum dass sie im Flugzeug sitzen wie hypnothisiert in einen tiefen Schlaf fallen und schon den Start nicht mehr mitbekommen. So wie meine Tochter. Leider bin ich mit Betreten des Fliegers stets hellwach und keine der möglichen einzunehmenden Sitzpositionen schafft genug Entspannung, damit ich einschlafe. Ich muss andere Wege finden, mir die Zeit zu vertreiben. Blöde Grimassen schneiden beispielsweise...
Doch auch ein Zehnstunden-Flug geht irgendwann zu Ende. Windhoeks Flughafen erreichen wir im Dunkeln, warme Luft empfängt uns, als wir den Flieger verlassen. Hier ist es noch wie früher, zum Flughafengebäude gehts zu Fuß, während um uns herum die Heuschrecken landen. Flugzeuge landen hier nicht so viele, für europäische Verhältnisse ist Windhoeks Flughafen sehr klein. Passkontrolle mit dem obligatorischem Visagestempel, für das zuvor natürlich so ein Einreiseformular ausgefüllt werden muss. Wir werden abgeholt, die beiden Herren haben wohl schon eine ganze Weile auf uns gewartet. Irgendwas ist mit der Sommer-Winterzeitumrechnung schief gegangen. Leider müssen sie noch länger warten, da wir noch Geld tauschen müssen. Das dauert hier genauso lange wie in Südafrika.
Der Flughafen liegt östlich außerhalb Windhoeks, wir brauchen eine halbe Stunde bis zu unserem Gästehaus. Dort werden wir mit Guavesaft begrüßt, dann gibts noch lecker getoastete Sandwichs mit kaltem Bier am Pool. Wir sind angekommen!
Beim Erwachen am nächsten Morgen begrüßt uns die Sonne am strahlend blauen Himmel. Ein Traum!
Der Mann von der Mietwagenfirma erscheint überpünktlich, der Toyota Quantum ist super, hat reichlich Platz für uns sechs und unser Gepäck. Frühstücken, alles einladen und los gehts. Namibia, wir kommen!
nach unserem ersten Einkauf im gutbestückten Supermarkt mit reichlich bunter Getränkeauswahl Windhoek verlassen. Es muss hier mehrfach geregnet haben in letzter Zeit, Büsche und Bäume sind grün, sogar das Gras sprießt fast wie in unserem Garten im Frühling. Unser Ziel für heute: Die Kalahari Anib Lodge am Rande der Kalahari, zirka 280 Kilometer südlich von Windhoek.
Es geht über die geteerte B1, die ersten Kilometer durch gebirgige Landschaft, während sich der Himmel langsam bewölkt. Bestimmt damit wir nicht gleich einen Sonnenbrand bekommen! Eine Pinkelpause beschert uns auch das erste wilde Tier: einen riesigen Tausendfüßler! Nicht zu vergleichen mit irgendwelchen Krabbeltieren bei uns. In Namibia ist wohl alles etwas größer. Willkommen in Afrika!
Nach dreistündiger Fahrt erreichen wir das rote Eingangstor der Anib Lodge, werden mit einem freundlichen Grinsen vom Torwächter empfangen, der uns auf einer Liste abhakt und fahren dann die letzten drei Kilometer über eine rotsandige Piste zur Lodge.
Diese Piste erfüllt alle unseren klischeehaften Vorstellungen von namibianischen Straßen im ganzen und der Kalahari im besonderen. Zu dem Zeitpunkt wissen wir auch noch nicht, dass drei Kilometer Zufahrt eigentlich gar nichts sind. Da werden wir im Laufe der nächsten Wochen ganz andere Strecken zu bewältigen haben. Gefühlt alle 50 Meter halten wir um irgendwas zu fotografieren. Blüten an den Sträuchern, weit entfernt stolzierende Strauße und rotsandige Termitenhügel. Afrika! Wir schaffen es aber schließlich doch bis zur Lodge.
An der Rezeption werden wir mit Eistee begrüßt, einmal durch die Lodge geführt und dann zu unseren Bungalows gebracht. Von dort haben wir Blick in die Weite, also erstmal Gepäck abladen, einen Kaffee kochen und Ausblick und Kaffee genießen.
Kurze Zeit später reißt der Himmel auf, die Sonne strahlt und es wird richtig warm. Den Nachmittag verbringt jeder wie er mag, alle benötigen eine Verschnaufpause. Morgen werden wir die Aktivitäten der Lodge nutzen, heute müssen wir erstmal die lange Anreise der letzten Tage verdauen. Wir liegen am Pool und freuen uns über die warmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut.
Am Abend gibt es ein hervorragendes Dinner, vier Gänge, ein Traum. Genauso wie das Personal, die sich alle wirklich rührend um die Gäste kümmern. Satt und zufrieden fallen wir danach in unsere bequemen Betten, nicht ohne zuvor die Moskitonetze um uns zu drapieren, obwohl wir solche, also Moskitos, noch nicht gesehen haben. Aber unter so einem Netz zu schlafen hat irgendwas. Verschüttete Kindheitserinnerungen. Ich bau mir eine Höhle...
Am nächsten Morgen erneut strahlend blauer Himmel, es ist deutlich wärmer geworden. Nach dem reichhaltigen Frühstück, beschließen wir uns am Walking Trail zu versuchen. Drei Strecken unterschiedlicher Länge gibt es, die man ohne Begleitung wandern kann. Wir melden uns vorschriftsmäßig an der Rezeption ab , wo man uns mit einem Augenzwinkern verspricht, dass nach zirka 18 Stunden ein Suchtrupp losgeschickt werden würde. Na dann...
Eine große Erdmännchenfamilie residiert kurz vor der Lodge, doch der Ausgucker auf seinem Hügel macht seine Arbeit ordentlich, bei unserem Anblick verschwinden alle ratzfatz in ihren Löchern.
Allein durch die Savanne zu wandern ist eine besondere Erfahrung. Diese Stille, die sengende Sonne, die Weite, Schritt für Schritt erkunden, immer in der Erwartung ein Tier zu sichten. Es riecht anders, der Wind streicht durch die Gräser, lässt sie tanzen... Es ist einfach toll, mit nichts zu vergleichen!
Wir nehmen den kurzen Trail, sechs Kilometer und das reicht auch völlig, da wir greenhornmäßig erst um 10 Uhr losgekommen sind und schon nach kurzer Zeit ordentlich schwitzen.
Anfänglich sehen wir außer ein paar Vögeln keine Tiere. Doch schließlich überraschen wir zwei Springböcke, die uns kurz beäugen, um dann elegant mit großen Sprüngen das Weite zu suchen. Deutlich schneller, als wir die Kamera zücken können. Das muss noch geübt werden!
Weiter gehts. Plötzlich steht rechts vom Weg ein einsames Gnu, das ärgerlich schnaubt, als es uns erblickt. Klingt irgendwie bedrohlich. Mag uns wohl nicht. Vorsichtig gehen wir weiter, stets das Gnu im Auge behaltend, das weiter schnaubend mit gesenktem Kopf auf den Weg zuhält. Ich muss zugeben, dass ein wenig animalisch die Angst in mir hoch steigt. Man würde uns hier doch nicht alleine laufen lassen, wenn es gefährlich wäre? Oder? Sind Gnus eigentlich gefährlich? Thias hebt vorsichtshalber einen Stein vom Weg auf und ich werde trotz Hitze immer schneller.
Schließlich quert das Gnu hinter uns den Weg ohne uns weiter Beachtung zu schenken. Puuuh! Wahrscheinlich hatte es genauso viel Angst vor uns, wie wir vor ihm.
Bei der Lodge angekommen machen wir Pause bis zum späten Nachmittag. Man ist ja keine zwanzig mehr und es ist ganz schön warm. Also, wenn man aus dem kühlen Norddeutschland kommt.
Am späten Nachmittag starten wir mit dem Jeep zu unserer Sundownerfahrt in die Kalahari. Außer uns sitzen noch vier ziemlich lustige Schweizer mit im Fahrzeug. Unser Guide Shimi lenkt den Toyota Landcruiser routiniert über die sandigen Wege, klärt uns über die Nester der Webervögel und deren Rushhour auf, also die Rushhour der Vögel, nicht der Nester, und zeigt uns wie die Bushmänner mit Hilfe eines Zweiges Rührei in einem Straußenei herstellen können, und zwar ohne dieses zu zerstören, so dass es danach noch als Trinkgefäß nutzbar ist. Er erklärt alles super in einem gut verständlichem Englisch.
Wir sehen Strauße, Oryxantilopen, Zebras, Kudus und zum Schluss auch noch Giraffen. Während die Sonne den Himmel samt Wolken in unterschiedlichste Varianten von rot taucht.
Unseren Sundowner nehmen wir auf einer roten Kalaharidüne ein. Wein oder Bier oder die etwas andere Malariaprophylaxe, nämlich ein Glas Gin-Tonic in der Hand, die Füße im warmen Sand, der im Sonnenuntergang gleich noch eine Spur roter wirkt.
Im Westen geht die Sonne in einer dunklen Gewitterwolke unter, während gleichzeitig im Osten der Mond blutrot über den Horizont steigt. Wer nicht an Wunder glaubt, würde es auf dieser Kalaharidüne lernen. Man wird das Gefühl nicht los, sich in einer verzauberten Welt zu befinden.
Zurück in der Lodge gibt es erneut ein hervorragendes Dinner, diesmal unterm unvergleichlichen, afrikanischen Sternenhimmel, bevor wir erneut müde in unsere Betten fallen. Morgen müssen wir die Anib Lodge verlassen und es geht weiter zum Fishriver-Canyon.
Und wieder so spannend geschrieben und mit traumhaften Fotos bestückt, danke, dass Du die Erlebnisse mit uns teilst! LG Antje
AntwortenLöschenDanke dir :) Das schöne ist ja, wenn man es aufschreibt, ist es noch einmal so präsent. Als wäre man ein zweites Mal verreist ;) LG zurück
LöschenOhhh, so viel Unschönes zu Beginn, ich glaube, da wären meine Nerven schon ganz blank. Aber wie ich gelesen hab, ist es gut geworden. :-D
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