Für mich ein Grund eine andere europäische Metropole aufzusuchen. Die nicht nur in Sachen Wetter beständiger ist, sondern auch sonst viel zu bieten hat. Prag.
Unser Flug geht an einem Sonntag Ende Juli. Pro Person 70 Euro hin und zurück mit Germanwings. Das kann man sich leisten. Das Apartment habe ich bei booking.com gefunden. Es liegt unweit des Innenstadtbereiches im ruhigen Stadtteil Vyšehrad. Die Vermieter sind genau so wunderbar wie ihr Apartment im Dachgeschoss eines Altbaus. Sie haben den Kühlschrank mit Schinken, Käse, Butter, Milch und Bier gefüllt. Es ist Brot, Wasser und Wein da, damit wir für den Sonntag oder das Frühstück am Montag ausgerüstet sind. Wie ungewöhnlich aufmerksam.
Ja, und was kann man in Prag machen?
Wahnsinnig viel. Als erstes natürlich die Karlsbrücke besuchen. 1357 hatte Karl IV. den Bau der Brücke über die Moldau veranlasst. Heute ist sie eine der ältesten Steinbrücken Europas. Und eine der meistbesuchtesten. Wie wir gleich am ersten Tag feststellen.Am späten Nachmittag drängeln und schieben sich die Massen über die Brücke. Zwischen Touristen aus aller Herren Ländern, Kunsthandwerkerständen und musikalischen Darbietungen läuft man Slalom. Schön ist es trotzdem.
Am späten Abend ist sie nicht unbedingt weniger voll, aber beleuchtet und mit grandiosen Ausblicken wirkt sie noch zauberhafter als am Tage.
Wer die Brücke möglichst leer erleben will, der sollte einmal früh aufstehen. Morgens bevor die Händler ihre Stände aufbauen, kann man ohne die vielen Touristen plötzlich auch das Straßenpflaster erkennen.
Auf der Malá Strana (Keinseite) gibt es vor dem Containall, einer Art alternativem Biergarten, eine Stelle mit tollem Blick auf die Karlsbrücke. Im Biergarten selber behindern inzwischen einige Bäume den Ausblick. Was euch aber nicht daran hindern sollte den zu besuchen. Der ist nämlich wirklich toll!
Die Malá Strana bietet natürlich noch viel mehr. Ihr findet hier außer dem Kafka-Museum noch diverse andere Museen. Tatsächlich macht es Spaß hier einfach nur durchzubummeln. Viele kleine Läden säumen die Gassen und essen und trinken kann man natürlich auch überall.
Auch die John-Lennon-Mauer steht hier. Die ist nicht nur ein Denkmal für den Ex-Beatle, seine Haltung und seine Friedensbotschaften, sondern auch ein Denkmal für die freie
Meinungs- äußerung und die friedliche Revolution der tschechischen Jugend gegen das damalige Regime. Es gibt sie seit dem Tod John Lennons 1980 und obwohl das kommu- nistische Regime sie immer wieder überstreichen ließ, waren kurze Zeit später wieder neue Graffitis und Sprüche an der Mauer. Auch heute "lebt" diese Mauer noch, von den alten Sachen ist inzwischen nichts mehr zu sehen.
Um dahinzukommen müsst ihr über eine Brücke, die mit tausenden von Liebesschlössern gespickt ist und hinter der sich ein altes Wassermühlrad verbirgt. Direkt daneben liegt ein Café, dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe. Hier kann man auf einer Art Balkon über dem Wasser sitzen und dabei etwas essen oder trinken. Voll schön!
Von der Malá Strana aus kann man zur Burg hinaufsteigen. Man kann auch mit der Straßenbahnlinie 22, die sowieso einen tollen Überblick über die Stadt liefert, hinaufahren. Ein Teil der Burg ist frei zugänglich, es gibt verschiedenste Tickets, die unterschiedliche Sachen beinhalten. Wir haben uns für das Kombiticket B entschieden, damit erhält man Eintritt zum St. Veits Dom, zum Königspalast, zur St. Georgs-Basilika und zum Goldenen Gässchen.
Der gotische St. Veits Dom erinnert mich mit seiner Innengestaltung, den bunten Fenstern und den Chimären als Wasserspeier ein wenig an Notre Dame.
Im Königspalast beeindruckt vor allem der Vladislavsaal, 62 Meter lang, 16 Meter breit und 13 Meter hoch.Tatsächlich fanden hier früher durchaus Turniere statt auf denen Ritter hoch zu Ross durch den Saal gallopierten.
Wirklich schön ist das goldene Gässchen, auch Alchimistengasse oder Goldmachergässchen genannt, allerdings drängen sich auch hier wieder viele Touristen auf engem Raum. Die vielen buntbemalten kleinen Häuser sind puppenstubenmäßig nebeneinander aufgereiht, in einige kann man hineinsehen, sie sind mit Möbeln verschiedenster Epochen ausgestattet, andere beherbergen Souvenirläden.
In Haus Nr. 22 verfasste Kafka im Winter 1917 mehrer Prosatexte.
Nicht zu verwechseln mit Haus Nr. 19, das ebenfalls blau ist. Wen dieses Haus ehemals beherbergte, weiß ich leider nicht.
Der alte jüdische Friedhof ist übrigens nur mit einem Kombiticket zu besichtigen, das diverse Synagogen im Stadtteil Josefov (Josefstadt) mit einschließt. Er befindet sich auf dem Gelände der Pinkassynagoge und wurde im 15. Jahrhundert angelegt. Umgeben von Mauern und hohen Häusern liegt er unter Bäumen und man wird auf einem gepflastertem Weg hindurchgeführt. Ich weiß nicht warum, aber tatsächlich hat mich die Atmosphäre des Pariser Friedhof Père Lachaise deutlich mehr berührt.
Allen Freunden von Bibliotheken empfehle ich einen Besuch des Klementinum. Das befindet sich unweit der Karlsbrücke in der Altstadt. Wir haben allerdings eine Weile gesucht, um den Eingang zu finden. Hier war der Sitz der Prager Jesuiten und im Rahmen einer englischen Führung kann man das Observatorium, den barocken Spiegelsaal, in dem regelmäßig Konzerte stattfinden und den Bibliothekssaal besichtigen. Dort darf man leider nicht fotografieren, deshalb für alle Interessierten hier nur ein link: http://www.klementinum.com/en/
Auf keinen Fall versäumen dürft ihr den Staroměstské náměstí, also den Altstädter Ring, der natürlich kein Ring, sondern ein Platz ist. Aber was für ein Platz!
Seit jeher das Zentrum der Prager Altstadt sucht dieser Platz tatsächlich seinesgleichen.
Teyn Kirche - Astronomische Uhr - Jan Hus Denkmal - prachtvolle Bauten- man weiß gar nicht, was man zuerst ansehen soll. Natürlich sind auch hier Scharen von Touristen unterwegs, was am frühen Morgen noch fast beschaulich wirkt, ist spätestens Mittags wie der Mittelpunkt eines Ameisenstaates.
Von Musik untermalt und mit Essensgerüchen geschwängert, hat dieser Platz trotz der Massen, die auf ihm unterwegs sind, ein ganz besonderes Flair. Ich empfehle Prager Schunken und ein gutes Bier an einer der nicht ganz billigen Buden zu kaufen und sich damit auf eine Bank des dahinterliegenden Parkes zu setzen. Das entspannt Füße und Geist und bietet außerdem Unterhaltung ohne Ende.
Zu jeder vollen Stunde kann man sich außerdem unter der astronomischen Uhr des Prager Rathauses gemeinsam mit tausenden anderer Touristen versammeln, um zu sehen wie der Tod an einem Seil das Stundenglas herumdreht, sich daraufhin zwei Fenster öffenen und Petrus alle zwölf Apostel an den Fenstern vorbeiführt. Ja. Tatsächlich.
Hach da kommen Erinnerungen hoch und weißt Du was, ich hab das Kafka Haus auch verwechselt mit der 22, wie peinlich. Ich hab immer vom blauen Haus gelesen und die 22 ist mir aufgefallen, die 19 nicht;-)
AntwortenLöschenDie 22 ist aber richtig, das ist das etwas unscheinbarere blaue Haus ohne Gartenzaun und Blümchen. Die Nr. 19 ist auffälliger, aber ohne Kafkavergangenheit. Jedenfalls soweit die Nachwelt richtig informiert ist... ;-)
AntwortenLöschenLG