Barcelona mit 3 Generationen - Parc Güell, Tibidabo und das Abenteuer Hop on-hop of-Bus

Barcelona-Programm für heute: den Parc Güell, Barcelonas Hausberg, den Tibidabo und die Nordtour mit der Barcelona Bus Turistic. Das sollte zu schaffen sein. Aber erstmal machen wir uns wieder auf die Suche nach einem anständigen Frühstück. Und werden tatsächlich fündig.
Gleich bei uns um die Ecke gibt es einen kleinen Bäcker, der nicht nur Süßes im Angebot hat, sondern auch fertig belegte Brötchen. Es gibt winzige Tische, an denen man sitzen kann, der Kaffee ist super, die beiden Damen hinter der Theke stets fröhlich und absolut hilfsbereit und das ganze ist sogar noch preisgünstig. Ein Glücksgriff! Nur Milena wird zum nächsten Morgen ihre Getränkewahl noch einmal ändern, da die heiße Schokolade zwar sehr gut schmeckt, aber die Konsistenz von Pudding hat und eher gelöffelt als getrunken werden kann.
Wir packen unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zur Haltestelle der Hop on - Hop of-Busse. Davon gibt es übrigens zwei Unternehmen in Barcelona, die blauen Busse und die roten Busse. Wir haben uns im Internet vorweg ein wenig schlau gemacht und entscheiden uns wegen der höheren Kapazitäten und dem größeren Streckennetz für die blauen Busse der Barcelona Bus Turistic. Da wir ja mehr vorhaben, kaufen wir beim Busfahrer gleich ein Ticket für 2 Tage. 36 Euro kostet das pro Person, nicht ganz billig, aber das werden wir schon abfahren. Denken wir.
Bis zum Parc Güell sind es nur zwei Stationen, so dass wir bereits nach kurzer Fahrt wieder aussteigen. Um dann festzustellen, dass wir noch zehn Minuten bergauf zum Park laufen müssen. Macht ja nichts. Es ist noch nicht so heiß, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, da ist so ein Spaziergang durchaus angenehm. Am Ticketschalter angekommen erfahren wir dann, dass es fürs Betreten auch hier inzwischen Zeitfenster gibt und der nächste Eintritt erst in eineinhalb Stunden möglich ist. Na toll!
Die größte Fläche des Parks kann man auch ohne Eintrittskarten betreten, diese benötigt man nur für den zentralen Teil. Der Park war ehemals als Gartenstadt geplant, mit der Ausführung war der allgegenwärtige Antoni Gaudi betraut worden. Den Mittelpunkt des Parks bildet ein 3000 m² großer Terrassenplatz in Form eines Ovals, der zwischen 1907 und 1913 angelegt wurde. Seine Begrenzung ist wellenförmig, 110 Meter lang und dient zugleich als Sitzgelegenheit. Diese ist mit kleinsten Keramik- und Kristallsteinchen überzogen. Tatsächlich wollte dann aber niemand dort wohnen, mir völlig unverständlich, so dass lediglich drei Häuser fertiggestellt wurden.
Wir trinken im Parkcafé einen Orangensaft, beschallt durch die in den Palmen hausenden paradiesisch anmutenden Vögel und beobachten den Kellner, der sehr viel Energie in die Aufgabe steckt Tische und Stühle von nicht mehr essenden oder trinkenden Touristen zu befreien. Nicht dass jemand zu lange sitzt! Dann dürfen wir endlich hinein.
Die Bank mit ihren vielen kleinen Mosaikteilchen ist wirklich besonders und natürlich machen wir, wie alle anderen, reichlich Fotos vor der schönen Kulisse. Schade nur, dass Barcelona sich heute in so ein Dunstkleid hüllt. Als eine riesige asiatische Reisegruppe auftaucht flüchten wir in den unteren Bereich.
Die wunderbar symetrische Treppe, die hinaufführt zu einer Art Freilichtsaal mit dorischen Säulen, ursprünglich als Markthalle der Gartenstadt gedacht, also, diese Treppe ohne Menschen zu fotografieren ist so gut wie umnmöglich. Das gilt noch mehr für die Echse, die inzwischen fast schon ein Wahrzeichen Barcelonas geworden ist und als Miniaturausgabe jeden Souvenirladen ziert. Selbst wenn hier gerade keine Tourist steht, ist da immer noch der Wärter, der sich für ihr Wohlergehen zuständig fühlt. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst, verzieht keine Miene und entfernt sich keinen Zentimeter zur Seite. Tja, irgendwas ist immer!
Mit dem richtigen Blickwinkel sieht es dann aber doch leer aus. Wir werfen dann auch noch einen Blick auf die wie aus Zuckerguss gebaut wirkenden Pförtnerhäuschen, von denen sich eines grad eingepackt hinter einem Gerüst versteckt. Was für ein Mann Gaudi wohl gewesen sein mag? Mit soviel Phantasie gesegnet, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass er nur ein Leben gelebt hat. Bei all den architektonischen Zeugnissen, die er hinterlassen hat.
Zeit den Park zu verlassen. Auf dem Weg zur Haltestelle machen wir in einem der vielen Souvenirläden halt, um schon einmal das eine oder andere Mitbringsel zu kaufen.
Das hätte leider nicht in meinen Koffer gepasst. So musste ich es traurigen Herzens da lassen. Schade!
An der Haltestelle empfängt uns schließlich eine gigantische Schlange. In den nächsten zehn Minuten fahren drei Busse der roten Linie an uns vorbei, bis endlich einer der blauen auftaucht. In dem wir dann aber keinen Platz mehr finden. Also noch ein bißchen länger warten. Ob wir da wirklich alles richtig gemacht haben? Im zweiten Bus finden wir dann zumindest unten noch Plätze. Ist ja nicht so schlimm, wir fahren ja wiederrum nur zwei Stationen bis zur Haltestelle Tibidabo.
Tatsächlich sind wir damit aber noch lange nicht auf oder wenigstens am Tibidabo. Eigentlich soll von hier eine nostalgische Straßenbahn bis zur Talstation der Standseilbahn Funicular de Tibidabo fahren. Tut sie aber nicht. Doch es gibt einen Ersatzbus. Für den man natürlich Fahrkarten braucht. Gut, dass wir noch unser Zehnerticket haben, so können wir das gleich einlösen.
Die Funicular bringt uns dann sicher nach oben. Der Tibidabo ist 512 Meter hoch und bietet einen tollen Blick über Barcelona. Oben gibt es einen Vergnügungspark, der bereits seit dem Jahr 1901 besteht. Jetzt in der Nachsaison haben aber nur noch wenige Fahrgeschäfte geöffnet.
Wir haben erstmal Hunger und versorgen uns im Schnellrestaurant, das nicht ganz so schnell ist, mit
kulinarisch weniger wertvollen, aber sättigenden Speisen. So gestärkt wagen wir schließlich eine Runde mit dem nostalgischen Riesenrad und Milena macht auch vor dem Kinder- karussel mit den Holzpferden nicht halt. Wir werfen außerdem noch einen Blick in die den Gipfel krönende Kirche El Sagrat Cor, die wir auch vom Balkon unseres Apartements nachts funkelnd wie aus Juwelen bestehend, weil angestrahlt, bewundern können. Sie soll, wen wunderts bei dem Namen, der Sacre Coeur auf dem Montmartre nachempfunden sein. Hoch oben auf dem Turm steht eine Jesusstatue mit ausgebreiteten Armen, zu ihren Füßen gibt es eine Aussichtsplattform, für die wir aber jetzt grad zu faul sind. Insgesamt sind hier oben eher wenig Besucher, vor allem im Vergleich zum Parc Güell.
Die Funicular bringt uns sicher zur Talstation zurück, an der wir dann eine ganze Zeit in brütender Sonne auf den Straßenbahnersatzbus warten müssen. Endlich eingestiegen, stecken wir kurze Zeit später in einem Stau, an dem jeder deutsche Autofahrer verzweifelt wäre. Die komplette Straße ist beidseitig wegen einer Veranstaltung zugeparkt und ich beginne zu verstehen, warum hier soviele Menschen mit einem Roller unterwegs sind. Das sind außer Fußgängern die einzigen Verkehrsteilnehmer, die vorwärts kommen. Wie
durch ein Wunder geht es dann aber doch voran und schließlich stehen wir wieder an der Haltestelle der Barcelona Bus Turistic. Wir stehen ganz vorne, so dass wir das große Glück haben in den nächsten Bus noch hineinzukommen. Viele andere müssen stehen bleiben. Von einem Platz auf dem oberen Deck kann man allerdings nur träumen, hier unten können wir die Außenwelt nur erahnen, da die Scheiben mit irgendetwas verpixeltem überzogen sind. Zusätzlich ist es hier absolut stickig. Unsere Idee die restliche Nordroute entspannt vom Oberdeck aus zu betrachten können wir wohl zu den Akten legen. Der junge Mann, der den Bus offiziel begleitet, bekommt meinen Unmut in zunehmend fließenderem Englisch an den Kopf geknallt. Ausreichend Wut fördert
die fremdsprachliche Begabung bei mir ungemein. Der gute Mann kann ja auch nichts für die schlechte Planung, er versucht uns zu beschwichtigen, aber natürlich schafft das keine weiteren Plätze. An manchen Haltestellen stehen wahre Menschentrauben. Hier hat irgendeiner schlecht geplant und wie um uns zu verhöhnen, fahren laufend Busse der roten Linie halbleer an uns vorbei. Eigentlich hatten wir vor am Stadion des FC Barcelona noch einmal auszusteigen, aber angesichts der Massen nehmen wir davon Abstand. Erst am Placa Catalunya, kurz bevor wir selber aussteigen müssen, leert sich der Bus und wir können nach oben wechsel. Das müssen wir morgen besser planen!
An diesem Abend essen wir direkt unterhalb unseres Apartements im Restaurant Babilonia. Trotz der späten Stunde können wir draußen sitzen, das Essen ist ausgezeichnet, obwohl hier ja eine absolute Touristengegend ist, so dicht an der Sagrada Familia, die Bedienung ist superfreundlich und wir sind rundherum zufrieden. So sehr, dass wir uns sogar noch einen Nachspeise gönnen. Die Luft ist warm wie an einem lauschigen Spätsommerabend in Deutschland, dabei haben wir bereits Ende Oktober. Und morgen haben wir erneut so einen sonnigen Tag vor uns. Wie schön!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen